In der Schusslinie

Seit dem Wochenende gehören auch Journalisten zu den ersten Opfern des Kriegs im Irak. CNN ausgewiesen

BERLIN taz ■ Am Wochenende sind im Irak die ersten Journalisten ums Leben gekommen. Der australische Kameramann Paul Moran starb am Samstag im kurdisch kontrollierten Nordirak. Ein Fernsehteam der britischen Independent Television News (ITN) wurde am Wochenende offiziell noch vermisst. Es mehren sich aber Berichte, nach denen ITN-Reporter Terry Lloyd, Kameramann Fred Nerac und ihr einheimischer Übersetzer Hussein Othman von auf Basra vorrückenden US-Panzereinheiten beschossen und dabei getötet wurden. Die am Freitag aus Bagdad ausgewiesenen vier letzten Mitarbeiter des US-Nachrichtensenders CNN sind mittlerweile in Jordanien eingetrofffen und berichten von dort aus weiter.

Nach offizieller Darstellung der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) ist Moran einem Autobombenanschlag der militanter Islamisten zum Opfer gefallen, meldete die öffentlich-rechtliche Australian Broadcasting Corporation (ABC). Die PUK hatte die Stellung an einer Straßenkreuzung zuvor von der Islamistengruppe Ansar al-Islam zurückerobert. „Wir packten gerade ein“, so Morans ABC-Kollege Eric Cambell, der leicht verwundet überlebte: „Paul wollte noch eine letzte Einstellung drehen, als plötzlich diesesTaxi auf ihn zufuhr, hielt und explodierte.“ Wie die britische Mail on Sunday (MoS) berichtet, war das vermisste ITN-Team bei Iman Anas auf irakische Soldaten gestoßen und wollte zurückfahren, als Alliierte Panzer das Feuer auf die Irakis eröffneten. „Das ganze Auto brannte. Es war schrecklich“, zitiert die MoS einen Überlebenden: „Ich bin so wütend, dass wir von den Allierten beschossen wurden. Die Irakis waren ihr wahres Ziel, aber ich bin sicher, dass die sich ergeben wollten – jedenfalls waren sie innerhalb von Minuten alle tot“.

Der Direktors des Allierten Pressezentrums in Kuwait, Guy Shields, bestätigte mindestens vier Vorfälle, bei denen JournalistInnen beschossen wurden. Alle hätten unabhängig von britischen oder US-Einheiten operiert, zitierte der Observer den US-General: „Journalisten haben, während sie beschossen wurden, unserer Pressestelle angerufen und um Hilfe geschrien.“

Die vier aus dem Irak ausgewiesenen CNN-Mitarbeiter führen ihren Rausschmiss auf „den wachsenden Druck und Stress, der auf der irakischen Führung lastet“ zurück, so CNN-Korrespondent Nic Robertson auf www.cnn.com. „Die Lage hat sich in den letzten Tagen zugespitzt“, sagt auch CNNs Ingrid Formanek: „Es ist eine große Propagandakampagne. Alle Seiten wollen die Medien soweit wie irgend möglich kontrollieren. Das gilt für Irakis wie Amerikaner.“ STG