Absichten besser als Aussichten

Im japanischen Kioto ging gestern das dritte Welt-Wasser-Forum zu Ende. Geberländer versichern doppelten Geldstrom für die Halbierung der Zahl der Durstigen. NGOs befürchten neue Staudämme und warnen vor Nachteilen der Wasserprivatisierung

von KATHARINA KOUFEN

Das Welt-Wasser-Forum im japanischen Kioto hat zum Abschluss eine gute Nachricht produziert: Die Staatengemeinschaft will ihre „finanziellen und technischen Mittel zur Versorgung der Menschen mit Trinkwasser“ verdoppeln. Darauf einigten sich die in Kioto vertretenen 170 Staaten und 43 Organisationen.

Allerdings haben ähnliche Konferenzen bereits ähnliche Absichten formuliert – und sie dann doch nur halbherzig umgesetzt. Das 2000 verkündete Ziel, die Zahl der Armen weltweit bis 2015 zu halbieren, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal annähernd erreicht. Bereits vor einem Jahr versprachen die Geberländer, dass 1,2 Milliarden Menschen Zugang zu Trinkwasser erhalten sollen – ebenfalls bis 2015. Auch hier fehlen bisher konkrete Pläne, wie das geschehen soll. Heute leben 2,4 Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser.

Strittig war unter den Konferenzteilnehmern, ob der Wasserverbrauch durch Nutzungsrechte geschützt werden soll. „Gesetze könnten klären, wer als Nutzer zu welchen Bedingungen in Frage kommt“, meint etwa der Jurist und Wasserexperte Dan Tarlock aus Chicago. Umweltschützer und Menschenrechtler fürchten, dass solche Gesetze in Wirklichkeit nur der Privatisierung von Wasser den Weg bereiten. Ruth Caplan von der „Alliance of Democracy“ aus Washington etwa sieht in Nutzungsrechten „den Beweis dafür, dass den Veranstaltern vor allem die Profite der Konzerne am Herzen liegen“.

Ähnlich weit liegen die Meinungen auseinander, wenn es um den Preis für Wasser geht. In Deutschland ist es billiger, eine kaputte Klospülung vor sich hin tropfen zu lassen, als sie zu reparieren. In Spanien gehen 60 Prozent des Trinkwassers auf dem Weg in die Wasserhähne verloren, weil die Leitungen undicht sind. Andererseits geben die Bewohner der Armenviertel in den Molochen der Entwicklungsländer ein Fünftel und mehr ihres Einkommens für Trinkwasser aus, das sie in Kanistern kaufen müssen. In vielen Entwicklungsländern ist die – meist staatliche – Versorgung zwar subventioniert, doch profitieren davon nur die reichen Stadtviertel, die ans Wassernetz angeschlossen sind.

Die Weltbank und auch die deutsche Regierung wollen die Wasserversorgung durch so genannte Public Private Partnerships (PPP) verbessern. Private Firmen erwerben die Konzession, eine Stadt mit Trinkwasser zu beliefern. Das Entwicklungsministerium schießt einen Teil zu, wenn sich die Firma an Auflagen hält – etwa Reperaturen am Wassernetz, Sozialpreise für Geringverdiener und Erhöhung der angeschlossenen Haushalte.

Nichtregierungsorganisationen (NGOs) warnen jedoch: „Wenn der Profit zuerst kommt, dann hat nur noch Zugang zu Wasser, wer es sich leisten kann“, so die kanadische Bürgerrechtlerin Maude Barlow. Umweltschützer befürchten außerdem, dass der Geldsegen von Kioto, so er denn tatsächlich kommen wird, vor allem in neue Staudämme und Flussumleitungen gesteckt wird.

Dieses Misstrauen mag auch damit zusammenhängen, dass der Leiter des Ausschusses, der als konkrete Summe für die nächsten 25 Jahre 100 Milliarden Dollar für Wasserprojekte vorschlug, kein Geringerer war als der ehemalige IWF-Chef Michel Camdessus. Der Währungsfonds und die Weltbank gelten als überzeugte Verfechter von Mammutprojekten.