Gefallen im eigenen Feuer

US-Patriots schießen vermutlich britischen Tornado mit zwei Mann an Bord ab. US-Armee vermisst Flugzeug. Über Bagdad sollen Piloten abgesprungen sein. US-Soldat zündet Granaten in US-Camp

BERLIN ap/afp/dpa ■ Seit Beginn der Invasion der US-geführten Truppen im Irak reißt die Kette von Unfällen und Verlusten in den eigenen Reihen nicht ab. Vermutlich war es eine Patriot-Flugabwehrrakete der US-Armee, die ein Flugzeug der Royal Air Force abgeschossen hat, erklärte ein Vertreter der britischen Armee gestern in London. Das Militärflugzeug vom Typ „Tornado“ wurde nahe der kuwaitischen Grenze getroffen, bestätigte der Oberbefehlshaber der britischen Truppen im Golf, Brian Burridge. Die Piloten wurden gesucht. Ein US-Vertreter bestätigte, dass eine Patriot-Stellung an dem Zwischenfall beteiligt gewesen sein könnte. Eine gemeinsame Kommission soll den Vorfall untersuchen.

Der Irak hat nach mehreren widersprüchlichen Angaben die Gefangennahme eines alliierten Piloten dementiert. Zuvor hatte der katarische Sender al-Dschasira gestern unter Berufung auf irakische Quellen gemeldet, dass mindestens einer von angeblich zwei über Bagdad abgeschossenen Piloten gefangen genommen worden sei. An der stundenlangen Suche nach den Piloten hatten hunderte von Freiwilligen, Soldaten und Sicherheitskräften teilgenommen. Die zum Informationsministerium führende Brücke und das Tigris-Ufer bevölkerten tausende Schaulustige. Fernsehbilder zeigten nach Angaben von al-Dschasira jubelnde und feiernde Iraker nach der angeblichen Gefangennahme des Piloten. Iraks Präsident soll am Freitag rund 17.240 US-Dollar für einen gefangenen alliierten Soldaten ausgelobt haben.

Aufseiten der Amerikaner und Briten werden bis zu zehn Soldaten vermisst. Das sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gestern im Fernsehsender NBC. Sie seien möglicherweise den Irakern in die Hände gefallen, sagte Rumsfeld. Generalstabschef Richard Myers äußerte sich bei Fox-TV konkreter. Er sprach von „weniger als zehn“ amerikanischen oder britischen vermissten Soldaten. Nach seinen Angaben wird kein alliiertes Flugzeug vermisst.

Nach dem Anschlag auf ein US-Militärcamp in Kuwait mit einem Toten und mindestens zwölf Verletzten hat ein verdächtiger US-Soldat die Tat gestanden. Der Soldat der 101. Luftlandedivision habe zugegeben, in dem schwer bewachten Lager in der Wüste Nordkuwaits mehrere Granaten gezündet zu haben, sagte der Reporter Jim Lacey vom Time Magazine, der auch für CNN berichtet. Der Verdächtige, über dessen mögliche Motive bisher nichts bekannt ist, habe „einen arabisch klingenden Nachnamen“, hieß es. Der Soldat soll jüngst wegen Gehorsamsverweigerung verwarnt worden sein. Seine Vorgesetzten hätten daraufhin beschlossen, ihn zurückzulassen, als die Einheit in Irak einmarschierte.

Bereits am Samstag waren zwei Hubschrauber der britischen Marine über dem Persischen Golf kollidiert. Dabei kamen nach Militärangaben sechs britische und ein US-Soldat ums Leben. Am Freitag stürzte ein US-Transporthubschrauber vom Typ CH-46 Sea Knight über Kuwait ab. Dabei kamen acht britische und vier US-Marineinfanteristen ums Leben.