Raub wegen Schulden

Der als „schwarzer Riese“ bekannte Afrikaner wurde in Hannover festgenommen. Ihm droht lange Haftstrafe

Er war galant, höflich und gut aussehend. Und er brauchte Geld: weil er seine Wohnung nicht mehr bezahlen konnte und weil er zurück nach Sierra Leone wollte. Deshalb beging er Raubüberfälle. Nach 17 Taten wurde Imanuel in der ganzen Stadt als der „schwarze Riese“ gesucht. Am Freitagabend schließlich wurde der 21-Jährige von Sondereinheiten der Polizei in Niedersachsen verhaftet.

Im Jahr 1993 war Imanuel als Bürkerkriegsflüchtling nach Berlin gekommen. Zunächst wohnte er in Rudow, später in Lichtenberg. Er lebte von Gelegenheitsjobs, konnte aber zuletzt seine Wohnung nicht mehr bezahlen. Wahrscheinlich wegen Heimweh nach seiner Mutter wollte er zurück nach Sierra Leone. Vor den Raubüberfällen war er nie durch Straftaten aufgefallen. Da Imanuel bei seinen Raubzügen nicht viel erbeutete, überfiel er zwischen Mitte Januar und Mitte März insgesamt 17 Videotheken und Tankstellen. Von der Beute blieb fast nichts übrig. Insgesamt hatte er nicht einmal 20.000 Euro erbeutet.

Die Suche nach dem Täter erwies sich als schwierig. „Zwar trug er nie eine Maske, doch für uns sehen alle Schwarzen gleich aus, vor allem wenn die Überwachungskameras nur Schwarzweißaufnahmen machen“, erklärte Inspektionsleiter Manfred Schmandra bei einer gestrigen Pressekonferenz. So wurde lange lediglich nach einem „schwarzen Riesen“ gesucht. Auffallend war, dass der 1,90 Meter große Imanuel bei seinen Überfällen stets höflich auftrat. So berichtete eines der Opfer erstaunt: „Der ist ja fast galant. Der will einem nichts tun.“ Zudem verwendete er bei den Überfällen lediglich eine Schreckschusswaffe. Bei seinem Geständnis sagte Imanuel, dass er niemals geschossen hätte.

Nachdem bereits ein Mann aus Gambia irrtümlich für zehn Tage in Polizeigewahrsam genommen worden war, konnte am 10. März im Anschluss an einen Überfall auf eine Tankstelle in Marzahn erstmals ein brauchbares Fahndungsfoto erstellt werden. „Daraufhin gingen über 50 Hinweise aus der Bevölkerung ein“, erklärte Schmandra den anschließenden Fahndungserfolg der Polizei. Imanuel war, nachdem er sein Bild in der SFB-„Abendschau“ gesehen hatte, aus Berlin geflüchtet. Am Freitag wurde er dann in Hannover unweit des Hauses von Gerhard Schröder festgenommen. Imanuel wusste, dass die Polizei ihm auf der Spur war und leistete keinen Widerstand. Ihm droht nun eine Haftstrafe von deutlich über fünf Jahren.

STEFAN WELLGRAF