bischof huber
: Friedensstifter, Friedensstreiter

Das Argument ist billig – vielleicht ist es deshalb so oft, allzu oft zu hören: Warum, so lautet ein Vorwurf an die Friedensbewegung, protestiert ihr nur gegen den Irakkrieg? Warum nicht ebenso massenhaft gegen das Sterben und Morden in Tschetschenien oder irgendwo in Afrika?

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Der evangelische Bischof von Berlin-Brandenburg hat darauf die einzig passende Antwort gegeben: Die „westliche Überzeugungsgemeinschaft“ der USA und Europa habe zur Folge, dass sich die Deutschen durch den Krieg eines verbündeten Staates besonders betroffen fühlten. Es ist wie in einer Familie oder unter guten Freunden: Wenn einer von denen Unsinn oder Schlimmeres tut, dann schmerzt und empört das viel mehr.

Der Einwurf Hubers ist deshalb so erleichternd, weil er die Maßstäbe wieder zurechtrückt: Empörung über die USA gibt es wegen der Nähe, nicht wegen der Ferne zum langjährigen Partner. Und wie in jeder – vielleicht uneingestandenen – Liebesbeziehung schlägt Enttäuschung über das Objekt der Sehnsucht leicht in ebenso vehemente Abneigung, ja in Hass um.

So weit ist es in Deutschland noch nicht. Und auch der Friedensbewegung ist das noch nicht vorzuwerfen. Die Gefahr aber besteht, dass antiamerikanische Züge mancher Gruppen in der Friedensbewegung überhand nehmen, je länger der Krieg dauert. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre dies wieder die Stunde von erfahrenen Friedensstreitern und -stiftern wie Huber, die mahnen: Die Friedensbewegung sollte sich sorgsam weiter prüfen, wo tatsächlich platter Antiamerikanismus droht. Auch Friedensfreunde können sich verirren.