Schmieren im Abo gehört zum Erdölgeschäft

Im Prozess gegen die früheren Manager des französischen Mineralölkonzerns Elf geht es um persönliche Bereicherung

PARIS taz ■ Geschmiert hat der französische Konzern Elf in den Erdölförderländern alle: Staatschef und Opposition. „Das war vor mir so. Und das machen auch meine Nachfolger“, erklärt der Exchef von Frankreichs größtem Unternehmen, Loïk Le Floch-Prigent. Seit vergangener Woche steht er in Paris gemeinsam mit 36 anderen Spitzenmanagern und Beratern vor Gericht. Vorwurf: persönliche Bereicherung.

Es geht um insgesamt 183 Millionen Euro, die zwischen 1989 und 1993 aus den Kassen verschwanden. Damals, unter Le Floch-Prigent, sollen sich die Schwarzgeldzahlungen verdreifacht haben. Bis Juli will das Gericht herausfinden, wer sie verfügt hat und wer profitierte.

Die meisten Angeklagten sind Franzosen, aber auch der Deutsche Dieter Holzer, der als Berater des damaligen Kanzlers Helmut Kohl (CDU) das Minol-Geschäft in der Ex-DDR angebahnt hatte, ein Spanier und mehrere Briten stehen vor Gericht.

André Tarallo war knapp drei Jahrzehnte lang der „Monsieur Afrique“ von Elf. Er bahnte mit „Eintrittszahlungen“ den Weg für die Förderrechte und sorgte anschließend dafür, dass die Staatschefs in Gabun, in Kongo-Brazzaville, in Angola und in Kamerun, Frankreich und dem Unternehmen wohlgesonnen blieben. Diese zweite Form der Zahlung nennt er „Abonnement“. Sein Kollege Alfred Sirven schmierte die Opposition in den Förderländern. Ohne derartige Operationen, erklären die einstigen Manager, kämen „nirgends“ Erdölgeschäfte zustande.

Die Abonnements seien „im politischen Interesse Frankreichs“, erklärt Le Floch-Prigent, der den französischen Staatschef (damals den Sozialisten François Mitterrand) und den Haushaltsminister (sowohl rechte als auch linke Politiker) regelmäßig über die Schmiergelder informierte.

Tarallo hatte als Elf-Spitzenmanager unter anderem eine Villa auf Korsika gebaut und eine ansehnliche Bürgerwohnung in Paris erworben. Die Justiz verdächtigt ihn, das Geld dafür von den „Eintrittsgeldern“ und „Abonnements“ abgezweigt zu haben. Er soll nun dem Gericht erklären, warum er Anfang der 90er-Jahre sechs Konten in der Schweiz mit so privaten Namen wie „Bonifacio“ (sein Nachbarort) oder „Colette“ (seine Gattin) eröffnete, über die Millionen Euro aus den Elf-Firmenkassen flossen. Tarallo begründet das mit „Diskretion“, die er dem „Präsidenten Bongo“ schuldig gewesen sei, dem die Konten gehört hätten; der frühere Elf-Mann war jahrelang auch persönlicher Berater des Staatschefs von Gabun.

Ob ihm die Dienerschaft für zwei Herren keine Interessenkonflikte bereitet habe, fragt der Richter. „Im Zweifelsfall“, so Tarallo, „entschied ich immer im Interesse von Elf“. DOROTHEA HAHN