DAS GIBT ZU DENKEN

Als Kurt Eisner im Februar 1919 erschossen wird, findet man in der Tasche des Toten seine Rücktrittserklärung. Der erste bayerische Minsiterpräsident, jener Mann, der den Freistaat Bayern ausgerufen hatte, war unterwegs in den Landtag, um abzudanken; seine Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands hatte die Wahl grandios verloren.

Neunzig Jahre ist die Gründung des Freistaates jetzt her. Und weil die regierende CSU wenig bis nichts mit den Sozi-Protagonisten der Münchner Räterepublik anfangen mag, hatte die SPD am Mittwochabend die Bayerische Landesvertretung in Berlin gekapert, um eine zünftige Freistaatfeier abzuhalten. Es gab Haxen und Bier, Wurstsalat und Frankenwein, und – quasi als Hauptgang – Christian Ude als Festredner.

Der Münchner Oberbürgermeister, ein bekanntermaßen grandioser Redner, erinnerte an Eisner, diesen „versonnenen, versponnenen Intellektuellen“. Er schildert die Novembertage 1918, als Bayerns Sozialdemokraten die Münchner per Flugblatt auffordern, sich „willig den Anordnungen zu fügen“ und „Ruhe“ zu bewahren. Für jene kurze Phase zwischen Umsturz und Demokratie, in der wie nebenher das Frauenwahlrecht und der Achtstundentag eingeführt wurden, war verantwortlich der Philosoph und Journalist Kurt Eisner.

Diesem Manne, so Ude, gebühre nun aber endlich mal ein angemessen großes, ein würdiges Denkmal in München, das Fehlen desselben stelle einen „Skandal“ dar. Gerade lässt man sich vom Furor des Festredners anstecken, da piept das Handy. Eine gute Freundin schickt eine SMS: „Denk dran, Ude hat die Stolpersteine in München verboten. Nicht einlullen lassen!“ AM