Blaues Blut kommt immer gut

Die „Nord-Media“ finanziert auch dubioses Adeliges. Der bessere Teil des Geförderten ist in der Schauburg zu sehen

Am Wochenende veranstaltet die „Nord-Media“ mit „Screenforum 03“ ein „Arbeitstreffen mit Festivalcharakter“ in der Bremer Schauburg sowie im benachbarten „Scenario“. Zu sehen sind über 50 Filme, die die niedersächsisch-bremische Fördergesellschaft in den vergangenen zwei Jahren ko-finanziert hat. Mit dabei: Spannende Bremer Produktionen wie die Blaumeier-Geschichte „Verrückt nach Paris“.

Die „Nord-Media“ wurde Anfang 2001 mit dem Ziel gegründet, die Medienwirtschaft beider Länder zu stärken. Allerdings hatte es wiederholt Kritik wegen mangelnder Transparenz der Förderentscheidungen gegeben. Die erfolgen in der Tat ohne Begründung – auch die Namen der Mitglieder des Vergabe-Ausschusses werden laut Geschäftsordnung der „Nord-Media“ nicht bekannt gegeben.

Für besonderes Kopfschütteln in der Branche sorgt derzeit die halbe Million Euro, mit der die „Nordmedia“ das Adelsmagazin „Royalty“ unterstützt. Seit dem 16. März wird der Zehnteiler in der ARD ausgestrahlt – und lässt die Frage aufkommen: Ist hier die „besondere inhaltliche künstlerische oder gestalterische Qualität“ gegeben, die in den Richtlinien der „Nord-Media“ gefordert wird?

Kopf der Sendung ist Rolf Seelmann-Eggebert, Träger des „Order of the British Empire“ und bis 1989 Fernsehdirektor beim NDR. Unvergessen ist der devote Gestus seiner Berichterstattung über die „Traumhochzeit“ von Lady Di und Prinz Charles. Auch die Hintergründe befremden: Produzent der reanimierten „Royalty“-Staffel (das Format war 1992 eingestellt worden) ist Seelmanns Sohn Florian. Dessen Firma sitzt in Hamburg, also außerhalb des „Nord-Media“-Gebietes. Und mit 3.000 Euro gilt der Preis pro Produktionsminute als ungewöhnlich hoch.

„Nord-Media“-Sprecher Michael Rauscher hingegen ist sicher, dass „nichts gegen die geltenden Richtlinien“ entschieden worden sei. Auch die grundsätzliche Kritik, der NDR lasse sich zunehmend sein „normales Programm“ von der „Nord-Media“ fördern, hält Rauscher nicht für zutreffend. In jüngerer Zeit zählten zu den unterstützten Produktionen das NDR-Tiermagazin „Lieb und struppig sucht ...“ (540.000 Euro) und, mit 400.000 Euro, der Fünfteiler „Herrenhäuser in Niedersachsen“.

Für Bremer Filmemacher stellt die „Nord-Media“ trotz aller Missstände einen Fortschritt gegenüber den früheren, äußerst spärlichen Fördermöglichkeiten dar: Während das „Bremer Filmbüro“ seinerzeit lediglich über 100.000 Mark verfügte, hat die neue, länderübergreifende Förderung einen Etat von gut 10 Millionen Euro. Dass mit diesem Geld nicht nur die niedersächsische Szene beglückt werden soll, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass das bilanzierende „Screenforum“ in Bremen statt findet. Und mit ein wenig blauem Blut ließen sich die Förderchancen offenbar noch weiter erhöhen.

Henning Bleyl

Karten für das „Screenforum 03“ kosten sechs (ermäßigt vier) Euro und können unter ☎ (0421) 792 550 reserviert werden. Das Gesamtprogramm findet sich in den heute erscheinenden „Ku-Tipps“ der taz bremen, im taz-Tageskalender sowie im Netz: www.nord-media.de