Büromarkt 2002
: Weniger Neubauten, mehr Leerstand, stabile Mieten

Der Zuversichts-Prediger

Ulrich Keller weiß, wie man eine eher durchwachsene Bilanz verkaufen muss. „Ich wäre ein schlechter Chef der Landesentwicklung, wenn ich gegenüber den Medien nicht Zuversicht predigen würde“, sagte der Geschäftsführer der Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG) bei der Vorstellung des „Büromarkt-Reports 2002“. Denn Keller flötete: „Das Angebot an hochwertigen Büroflächen hat sich in Bremen im letzten Jahr weiterhin positiv entwickelt.“

Fakt ist: Die „Vermietungsleistung“ ist nur minimal gestiegen, nämlich von 91.000 auf 92.000 Quadratmeter. Aufgrund des „schwierigen konjunkturellen Umfelds“ und „verschärfter Finanzierungskonditionen“ für Investoren habe er „eigentlich mit einem schlechteren Ergebnis gerechnet“, gab der BIG-Chef zu. Die Neubautätigkeit wiederum hat von 90.000 Quadratmetern im Jahr 2001 auf 71.000 im vergangenen abgenommen. Die Leerstandquote bei Altimmobilien ist dagegen von 2,8 auf 3,8 Prozent gestiegen – damit befinde sich Bremen allerdings im Vergleich der deutschen Großstädte immer noch am unteren Ende der Skala: nur Stuttgart meldet weniger Leerstand.

Der Mietpreis für neue Büroräume wiederum sei „relativ stabil geblieben“, heißt es in dem Bericht. Für Neubauflächen könnten durchschnittlich zwischen 9,30 Euro und 10,50 Euro erzielt werden.

Als „Spitzenreiter“ bei den Mietern neuer Büroflächen haben Unternehmen aus „eher traditionellen“ Branchen wie Spedition, Produktion, Handel und Post die IT-Branche abgelöst – die Kommunikations- und Informationstechnik dümpelt bei nur noch 16 Prozent der Neuvermietungen herum. Beliebtester Standort für Büroflächen war der Technologiepark der Universität. 35.500 Quadratmeter konnten dort vermietet werden, mehr als in der Innenstadt (28.500) oder in der Airport-Stadt (16.000). Auch die mittelfristig geplanten Neubauten lägen „ganz überwiegend“ im Technologiepark, so Keller. „Die Investoren wissen genau, wo die am besten vermarktbare Nachfrage herrscht.“

Lüstern blickt die BIG auf die Westerweiterung des Technologieparks in der Uniwildnis. Für das kommende Jahr erwartet der BIG-Chef, „dass wir in die Vermarktung des Gebiets eintreten können“. Zu einer etwaigen Norderweiterung ins Hollerland wollte sich Keller gestern allerdings nicht äußern. „Sie werden mich nicht verleiten, hier Parteipolitik zu betreiben“, bremste der BIG-Chef seinen eigenen Redefluss.

Neue Bürobauten sollen natürlich auch „in alten Strukturen“ wie dem Faulenquartier, Osterholz-Tenever oder der Überseestadt entstehen: „Nicht dass man denkt, wir gingen nur immer in die grüne Fläche rein.“ Er sei „vom ethischen Wert dessen, was wir tun“, zutiefst überzeugt, sagte Keller. Es sei die Aufgabe seines Hauses, Arbeitsplätze zu bewahren und neue zu schaffen. Hier sei „jeder stromlinienförmig darauf getrimmt, die wirtschaftliche Entwicklung Bremens voranzutreiben“. jox