Gedeutet, nicht bewiesen

Verzichtet Rooney auf den Ichon-Preis? Der Vorstand nimmt es jedenfalls stark an

taz ■ Nicht mehr Friedenspreisträger der Villa Ichon ist der britische Germanist Martin Rooney. Aus diesem Grunde finde auch die für Samstag geplante Podiumsdiskussion in der Villa Ichon nicht statt. Das teilte gestern der Vorstand der Ichon-Villa mit. Für die Aberkennung des Preises beruft sich das Gremium auf einen Brief des Privatgelehrten. Damit setze man „hoffentlich einen Schlusspunkt unter diese unselige Geschichte“, kommentierte Vorstandsmitglied Klaus Hübotter den Beschluss.

Damit erreicht der seit Wochen hitzig geführte Streit zwischen Ichon-Verein, ehemaligen Preisträgern und Rooney zumindest einen neuen Höhepunkt. Ob dieser zugleich das Ende der Auseinandersetzung markiert, darf bezweifelt werden. Denn der Ichon-Vorstand wertet das der taz-Bremen vorliegende Schreiben Rooneys als Verzicht-Erklärung. Das Gremium habe „einstimmig beschlossen“, heißt es in einem von Luise Scherf und Hübotter gezeichneten Kommuniqué, „dieses Angebot von Herrn Rooney anzunehmen.“

Eine problematische Deutung des Briefs. Denn Rooney knüpft darin die Rückgabe des Preises an eine Bedingung: „Stellen Sie ab sofort“, forderte der Germanist ironisch, „Saddam Hussein Ihre Villa Ichon für ein lebenslanges Asyl zur Verfügung.“ Er werde dem Diktator dann den Preis überlassen. Rooney, gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, sollte die Auszeichnung für seine Arbeiten über den Völkermord an den Armeniern erhalten.

Zu Unstimmigkeiten hatten Leserbriefe des Briten geführt. Deren Angriffe auf die aktuellen Friedensdemonstationen seien „vollkommen einhellig“ im Vereinsvorstand abgelehnt worden, stellte Hübotter klar. Uneinigkeit habe darüber bestanden, ob der für den 8. März geplante Festakt stattfinden könne. Aufgrund eines Mehrheitsbeschlusses wurde die Feier abgesagt. BES