Nur guter Wille beim „Bildungsfrühstück“

Für die Persönlichkeits-Bildung muss in den Kitas viel passieren, da waren sich alle beim „Bildungsfrühstück“ einig. Aber: Wer streitet für mehr Geld?

taz ■ Genau seit einem Jahr ist Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) jetzt im Amt, den Bereich der frühkindlichen Förderung hat sie zu ihrem „ganz persönlichen Schwerpunkt“ gemacht. Das gestand sie gestern bei einem „Bildungsfrühstück an der Basis“. Der Kindergarten der Domgemeinde am Sielwall hatte Elternvertreter und Sozialpolitikerinnen dazu geladen.

Was ist wichtig im Kindergarten? Die Elternvertreter können dazu vieles sagen: Kultur- und Naturerfahrung soll stattfinden in den Kindergärten. Lesen, Vorlesen, Bewegung, Körpererfahrung, Musik. Und und und. Und dann gibt es Kinder, die acht Stunden am Tag in der Kita sind, die vor allem eine stabile Bezugsperson brauchen, die ihr Vertrauen verdient und ihnen wenigstens manchmal für ein paar Minuten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.

Ach ja, und dann gibt es noch das Problem, dass in den Pisa-Vergleichsuntersuchungen festgestellt wurde, wie viel mehr andere Länder tun für Bildungselemente in der Kindergartenzeit.

Wie soll das alles gehen, wenn eine Erzieherin 18 oder 20 Kinder in der Gruppe hat? Es geht nicht, da waren sich die rund 40 „Bildungsfrühstücker“ einig. In jeder Gruppe muss es eine Zweitkraft geben – das ist die Forderung. Natürlich eine pädagogisch qualifizierte, fügte Elternsprecherin Anja Waterholter hinzu. Für die Anhebung des Status der Erzieherinnen müsse die Ausbildung eigentlich als Hochschulstudium stattfinden. Bis hin zu den McKinsey-Unternehmensberatern sehen alle Experten darin einen Schlüssel für die Qualitätsverbesserung.

„Pisa hilft uns in dieser Diskussion“, sagt Senatorin Röpke zu den Argumenten, denen sie persönlich nur zustimmen kann. Der Vorwurf, dass „nichts geschehen“ sei, trifft sie. „Ganz große Anstrengungen“ seien unternommen worden, versichert sie, zum Beispiel bei der Sprachstandserhebung. Vieles sei „auf den Weg gebracht“, manches würde noch „in Fachgruppen bearbeitert“ – wie der Bildungsrahmenplan für die Kitas.

Klar, in einem „ganzheitlichen Ansatz“ müssten auch die 0 bis 3-Jährigen vorkommen, „leider“ gebe es jedoch „nicht genügend Plätze“. Das Thema Zweitkraft sei „zentrale Aufgabe für uns“, meinte Röpke. Aber der „Verteilungskampf ums Geld“ sei mühsam. Sie hofft, im Senat „zumindest schrittweise“ zusätzliche Gelder zu bekommen. Zu der Frage, ob die Zweitkraft eine Erzieherin sein solle oder eine Aushilfe, äußerte sich Röpke nicht. Karin Schnakenberg von der CDU ist sogar noch vorsichtiger. Man müsse „die Diskussion fortsetzen“, sagt sie. Mehr nicht.

Schweigen auch zum Thema Hochschul-Quali. Die Statusanhebung einer ganzen Gruppe ist möglich, insistiert Anja Stahmann von den Grünen, bei der Polizei jedenfalls. Warum soll das für den Vorschulbereich, in dem die Weichen der Persönlichkeitsentwicklung gestellt werden, nicht denkbar sein? Die Elternsprecherin Waterholter will die Diskussion an einem „Runden Tisch“ fortsetzen, mit Wissenschaftlern, mit Experten aus anderen Ländern. Senatorin Röpke hat nichts gegen einen Runden Tisch. Aber bitte nach der Wahl.

Nach der Wahl ist nach den Koalitionsverhandlungen. Dann gibt es sicher viel zu bereden, zu verteilen gibt es nichts mehr.

kawe