Schwule Gewaltopfer

Das „Schwule Überfalltelefon Köln“ beklagt einen Anstieg von Raub und Diebstahl. Gute Kooperation mit der Polizei

KÖLN taz ■ Seit einem halben Jahr häufen sich in Köln Raub und Diebstähle, bei denen schwule Männer die Opfer sind. „Selbst im Einkaufsbereich in der Innenstadt“ habe sich eine kriminelle Stricherszene entwickelt, beklagt das „Schwule Überfalltelefon Köln“ (SÜT) in seinem Anti-Gewalt-Bericht 2003. In ihren Wohnungen würden Schwule plötzlich mit Geldforderungen konfrontiert und mit Gewalt bedroht. Der Lesben- und Schwulenverband Köln (LSVD) als Träger der Einrichtung macht die schwierige Wirtschaftslage für diese Entwicklung verantwortlich. Bedauerlich sei, dass in der Homo-Presse das Bild des wirtschaftlich potenten Schwulen vorherrsche, Arbeitslose und Gewaltopfer dagegen nur eine „marginale“ Rolle spielten.

Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 24 Anrufe bei dem seit 1992 bestehenden Projekt. Die Delikte reichten von Beleidigung bis zu Raub mit schwerer Körperverletzung. Von vielen Delikten erfuhr das SÜT erst durch die Presse. Mit vier ehrenamtlichen Mitarbeitern sei das Telefon aber noch unterbesetzt. Wünsche etwa nach Begleitung von Gewaltopfern zur Polizei oder vor Gericht könnten deshalb nur in geringem Umfang erfüllt werden, obwohl dies zu den Standardaufgaben gehöre.

Im ersten Quartal 2003 gab es nur einen Anruf. Dies lag nach Ansicht des SÜT an der durch die Insolvenz des LSVD NRW im Jahr 2002 ausgelöste Krise beim Überfalltelefon, die erst durch finanzielle Hilfen der Stadt Köln beigelegt werden konnte.

Die Zusammenarbeit mit der Kölner Polizei habe sich nach Rückschritten in den vorangegangenen Jahren mit einer neuen Ansprechpartnerin für homosexuelle Lebensweisen „wieder positiver entwickelt“.

Die Anti-Gewalt-Arbeit für lesbische Frauen steckt allerdings nach wie vor noch in den Anfängen, bedauert das SÜT.

THOMAS SPOLERT