Flimmern und lauschen

Fernsehmacher würden gern vergessen, dass es Filme über Musik gibt. Aber Katrin Rabus erinnert sie daran – mit einem internationalen Kolloquium

Rabus‘ These: Auch die Kultur muss Gelder für Musik im Fernsehen hergeben – sonst sind ihre Themen unwiederbringlich verloren

„Die Medien haben sich längst von der Kreativ-Seite verabschiedet, es geht nur noch um Quoten“, meint der Jazz-Trompeter Uli Beckerhoff, „und damit Leute wie wir ruhig sind, gibt‘s irgendwelche Spartenkanäle.“ Das Problem der Musik im Fernsehen bereitet unter dem Titel „The Look of the Sound“ zum zweiten Mal Katrin Rabus in ihrer Galerie auf: „Internationales Fernsehforum für Musik mit Filmen, Kolloquium und Konzerten“ heißt das kompakt gefüllte Wochenende von Donnerstag, 19. bis Sonntag, 22. Februar. Als Vorprogramm zeigt Katrin Rabus ab morgen Abend die von Arte aufgezeichneten Ring-Opern von Richard Wagner in vier Inszenierungen des Stuttgarter Staatstheaters.

Schon beim ersten Festival vor zwei Jahren wurde deutlich, dass es nicht darum geht, was beispielssweise Justus Frantz mit „Achtung Klassik“ bietet, sondern darum, mit welchen künstlerischen Konzepten und Mitteln sich Musik im Fernsehen zeigen kann – speziell auch die viel gescholtene Neue Musik. Damals verteidigte ARD-Programmchef Günter Struve seine Entscheidung, die Musik aus den guten Sendezeiten herauszukicken, mit der Einschaltquote.

Musik im Fernsehen: „Zu fragen ist erneut nach dem kulturellen Grundauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender“, hält Katrin Rabus dem entgegen. Dokumentationen über Jahrhundertkünstler wie Claudio Abbado, Glenn Gould, Hanns Eisler, Luigi Nono und Maria Callas gehören ihrer Meinung nach ins Abendprogramm. Ihre These: Die Gelder für Musik im Fernsehen müssen auch aus dem Kulturbereich kommen, nicht nur von den Sendern selbst. Denn nur dann werden Themen lanciert, die sonst unwiederbringlich verloren sind: Der Film „Quartett-Szenen 2001“ von Bruno Monsaingeon zum Beispiel, in dem die Probenarbeit des Artemis-Quartetts gezeigt wird, oder auch „Claudio Abbado – die Stille hören“ von Paul Smaczny.

Barry Gavin, der seit 40 Jahren Neue Musik filmt, wird am 21.2. einen Vortrag halten über „Neue Musik verlangt neue Bilder“. Arte France, eine der stabilen Säulen im Fernsehmusik-Geschäft, wird am selben Tag vertreten sein durch Gabrielle Babin-Guggenheim: Von ihr ist ein Vortrag über die Auswahlkriterien zu hören.

Genauso spannend ist sicher, wenn Bettina Ehrhard berichtet, wie sie ihren Film über Chick Corea und Bobby McFerrin gedreht hat. Neben Bettina Ehrhardt werden sieben RegisseurInnen anwesend sein und mit dem Publikum diskutieren, „eine Form, die beim ersten Mal unglaublich angenommen wurde“ (Rabus).

In der luftigen Atmosphäre der Galerie wird man sich also zwischen Theorie und Praxis, zwischen Filmen und Diskussionen bewegen können: Eine Filmbibliothek steht zur Verfügung und es gibt wieder zwei Konzerte – eines am 19. Februar mit dem französischen „Ensemble Alternance“, das vor zwei Jahren einen hervorragenden Eindruck hinterließ, und am 21. Februar: Uli Beckerhoff mit der neapolitanischen Wundersängerin Maria Pia de Vito. Ute Schalz-Laurenze

Weitere Informationen unter: www.fernsehforum-musik.de