Lindner hat einen Vorsitzenden

Der FDP-Kuhhandel ist perfekt: Der Fraktionsvorsitzende Martin Lindner bekommt einflussreiche Positionen, Markus Löning bleibt vom Landesvorsitz nur der Titel – und ein Streit mit Günter Rexrodt

VON ROBIN ALEXANDER

Neuer Landesvorsitzender der FDP wird Markus Löning. Der 43-jährige Bundestagsabgeordnete will die Liberalen in einem so genannten Tandem-Modell gemeinsam mit dem Chef der Abgeordnetenhausfraktion, Martin Lindner, führen. „Ich werde dem Parteitag vorschlagen, Markus Löning zum neuen Landesvorsitzenden zu wählen“, erklärte Lindner gestern. Den Titel bekommt also Markus Löning, der eigentliche Gewinner des Kuhhandels ist er jedoch nicht: Der Verzicht auf eine eigene Kandidatur wird Lindner mit einflussreichen Positionen gelohnt.

So wird Löning auf den so genannten Kurfürstenplatz im FDP-Bundesvorstand verzichten, der jedem Landesvorsitzenden zusteht – zugunsten Lindners. „Wie Kubicki“ freute sich Lindner gestern. Wolfgang Kubicki, der prominente Fraktionschef aus Schleswig-Holstein, vertritt ebenfalls seinen Landesverband im FDP-Vorstand. Wichtiger noch: Schon jetzt wurde ausgehandelt, dass Lindner auch die Leitung der Wahlkampfkommission für die Abgeordnetenhauswahlen 2006 bekommt. Eine zentrale Position: Er verteilt dann die Mittel im Wahlkampf und kann einen eventuellen Erfolg für sich reklamieren. Zumal auch die Frage der Spitzenkandidatur schon gelöst ist: Lindner macht das, teilte Löning gestern mit. Bestätigt der Parteitag am 25. April diesen Deal, sieht es so aus in der FDP: Lindner beherrscht die Landespolitik nach Belieben und hat zudem über den Bundesvorstand einen Fuß in der Bundespolitik. Löning wird zwar Landesvorsitzender, muss sich aber auf die Bundespolitik konzentrieren.

Man habe sich für das „Tandem“ entschieden, um „Vielschichtigkeit“ zu demonstrieren, erklärten die beiden gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz: Löning, der eine Werbeagentur betreibt und sich im Bundestag um Entwicklungspolitik kümmert, sei „eher ein integrativer Typ“, während der 39-jährige Anwalt Lindner „eher ein zuspitzender Typ“ sei. Die Einigkeit täuscht. Erst am Sonntag hatten sich die Konkurrenten geeinigt: Bei einem Gespräch im Restaurant „Dressler“ Unter den Linden stimmte Löning den Forderungen Lindners zu. Der hatte gedroht, sonst den Vorsitz selbst zu übernehmen. Zwar sprach sich der scheidenden Vorsitzende Günter Rexrodt ebenso wie die angesehene Mieke Senftleben aus der Fraktion für Löning aus. Lindner wusste jedoch die beiden mitgliederstärksten Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg sowie die Ostbezirke hinter sich und drohte damit, sich notfalls in einer Kampfkandidatur auf dem Parteitag durchzusetzen.

Löning stimmte seiner weitgehenden Entmachtung zu, um sich eine Perspektive für eine weitere Legislaturperiode im Bundestag zu eröffnen. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich auf Platz 1 kandidieren“, erklärte er gestern. Und geriet damit prompt mit Günter Rexrodt aneinander, der die Spitzenkandidatur im Wahlkampf 2002 hatte und diese Position auch 2006 wieder anstrebt. Auch die Fehde Rexrodt – Löning wird Lindner nicht ohne Freude betrachten – hat Rexrodt doch alles getan, dass ihm nicht Lindner, sondern Löning als Landesvorsitzender nachfolgt.