DER BORDELLVERBAND VERSPRICHT MEHR ALS EINE KURIOSITÄT ZU WERDEN
: Grauzone Rotlichtviertel

„Hure – ein ganz normaler Beruf“, so trommelten die AktivistInnen für die Legalisierung der Prostitution, und so trommelt der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen noch heute. Offensichtlich ist Hure aber kein normaler Beruf: Arbeitsverträge gibt es auch über ein Jahr nach dem Prostitutionsgesetz nicht, der Bundesverband umfasst an seinem ersten Geburtstag ganze 33 Mitglieder. Das liegt auch daran, dass der Staat zu zögerlich war. Ein Beispiel: Welcher Arbeitgeber stellt schon jemanden ein, dem er nicht sagen darf, was er zu tun hat? Dieses Weisungsrecht hat der Gesetzgeber für Bordelle gestrichen, weil er den Zwang zu Unappetitlichem fürchtete.

Das sind sicherlich Hindernisse, die es zu überwinden gilt, aber sie sind keinesfalls der einzige Grund, warum sich im Rotlichtmilieu immer nur das eine bewegt. Darunter nämlich trifft man auf den Kern der Prostitution: Sie ist quasi definiert durch die Grauzone, in der sie stattfindet, von ihr profitieren viele. Die Bordellbesitzer, weil sie Lohnnebenkosten sparen. Die Freier, weil ihnen keine Rechnungen ins eheliche Heim flattern und sie anonym bleiben können. Die Huren, weil sie schwarzarbeiten können. Das gesamte Gewerbe, weil der Ruch des Verbotenen seine beste Werbung ist. Bleibt also ein Verband, der sich Öffnung und Legalisierung auf die Fahnen schreibt, ein Lobbyverband für einige anerkannte Edeletablissements?

Der Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen verspricht mehr zu werden als eine Kuriosität. Denn die Legalität wird zwar von vielen noch gescheut, sie nützt aber auch eine Menge: Wenn Ausländerinnen nach Deutschland kommen könnten, weil sie sich hier als Hure selbstständig machen wollen, dann wäre ein Großteil des Problems Frauenhandel gelöst. Auch dafür macht der Verband sich stark.

Ein Teil des Gewerbes wird wohl immer in der grauen Rotlichtzone bleiben. Aber wenn zumindest die Möglichkeit besteht, legal zu arbeiten und Interessen öffentlich zu vertreten, hilft das vielen.

HEIDE OESTREICH