Keine Retter mehr gebraucht

Eine Woche vor der Jahreshauptversammlung präsentiert der FC St. Pauli die Bilanz für die im Sommer abgelaufene Spielzeit. Mit den 300.000 Euro Jahresüberschuss können diesmal sogar Krabbenbrötchen finanziert werden

Kleine Meerestiere kündeten vom Erfolg. „Wenn es mal Krabbenbrötchen bei eurer Bilanz-Pressekonferenz gibt wissen wir, dass der Laden läuft“, hatte ein Sportreporter vor Jahren gefrozzelt, als beim chronisch klammen FC St. Pauli noch tiefrote Zahlen bei dünnem Kaffee präsentiert wurden. Am Freitag aber nun gab es den Edelbelag, dazu mit Marcus Schulz einen Finanzvorstand der nach eigenem Bekunden „so entspannt wie noch nie“ Jahresüberschüsse verkünden durfte.

300.000 Euro Reingewinn erwirtschaftete der Zweitligaclub in der im vergangenen Sommer abgelaufenen Spielzeit – für die laufende Saison wird gar mit einem Plus von 900.000 Euro gerechnet. „Wir haben hier 2003 mit erschütternden Zahlen begonnen, sind nun am Ende einer langen Reise angekommen“, bilanzierte Schulz die Entwicklung des Vereins seit dem Amtsantritt seines Präsidenten Corny Littmann. Bewahrten jahrelang nur immer neue Retterkampagnen den Club vor der Insolvenz, werden Retter nun nicht mehr gebraucht.

In der abgelaufenen Spielzeit konnte der Zweitligist seine Einnahmen von 7,4 auf 10,85 Millionen Euro steigern. Vor allem die erhöhten Fernseh- und Sponsoreneinnahmen seit dem Aufstieg schlagen dabei mit einem satten Plus von knapp 3,4 Millionen Euro zu Buche. Dass im selben Zeitraum die Ausgaben von acht auf 10.45 Millionen durch höhere Personalkosten anstiegen, lässt sich dabei verschmerzen. Der Einnahmeüberschuss von gut 400.00 Euro wird nur durch eine Steuerrückstellung von gut 100.000 Euro gedrückt – exakt 304.000 Euro verbleiben.

Die flossen – zunächst – in die Begleichung der Mehrkosten für die neue Südtribüne, deren Bau statt geplanter 14,4 nun 15,2 Millionen Euro verschlang. Die Hälfte dieser Summe für die Stadionfassade, die aus ästhetischen Gründen statt mit Beton mit aufgemauertem Backstein verziert wurde. „Ansonsten liegt die Bausumme nur drei Prozent über dem Plan“, freute sich Scholz, nicht ohne sich den Hinweis ersparen zu können „die Planer der Elbphilharmonie könnten sich gerne ratsuchend an die Vereinsverantwortlichen wenden“.

Mit dieser Erfolgsbilanz im Rücken erwartet Präsident Corny Littmann nun eine „außerordentlich ruhige Hauptversammlung“ des Vereins am Samstag dem 22. November. Dort wird es um eine Satzungsänderung, nicht aber um Personalien gehen. Noch im vergangenen Jahr hatte der Aufsichtsrat auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Abwahl Littmanns betrieben, sich aber nicht durchsetzen können.

MARCO CARINI