Blockierte Familienzusammenführung
: Rassistische Reflexe

Behörden können sehr ambitioniert sein. Lang ist die Liste der Hindernisse, die die Ausländerbürokratie ersinnt, wenn MigrantInnen hierher kommen wollen. Es ist kein Zufall, dass die Geschichten, die binationale Ehepaare und Flüchtlingsfamilien zu erzählen haben, sich oft gleichen. Denn auch der Reflex, mit dem der Staat ihnen begegnet, ist der gleiche: Abwehr.

Kommentar von Christian Jakob

Das humanitäre Erwägungen keine Rolle spielen, und es den Behörden oft einerlei ist, ob Einreisewillige aus einem Kriegsgebiet stammen, minderjährig oder mit Deutschen verheiratet sind, ist schlimm genug. Doch das rassistische Programm radikalisiert die Mittel, wie der Fall der M.s zeigt: Erst lässt man die Kinder nicht hinein, weil die Eltern angeblich nicht hiersein dürfen, dann sind die Eltern zu arm, dann sind sie eben nicht die Eltern. Beweist ein DNA-Test schließlich, dass die Kinder doch von ihnen abstammen, überlässt man die Familie traumatisiert und mit einem Schuldenberg sich selbst. Wenn der Anwalt darin eine „gewisse Gleichgültigkeit“ sieht, dann liegt er falsch. Den Behörden ist es alles andere als gleichgültig, wenn Flüchtlinge nach Deutschland kommen wollen. Eben dies zu verhindern, ist ihr Auftrag. Und den erfüllen sie offensichtlich mit großem Erfindungsreichtum.