Kranker Kapitalismus

„The Corporation“ behandelt Unternehmen als reale Personen – und fragt nach ihrem psychischen Zustand

Als Psychologe ist der US-Amerikaner Robert D. Hare berüchtigt. Seit 30 Jahren forscht er über Psychopathen. Und kommt zu dem Ergebnis, dass diese Menschen eine angeborene genetische „Unterfunktion“ haben: Der Hirnbereich direkt hinter der Stirn, von dem die Hirnforschung annimmt, er sei für soziales Gewissen und emotionales Handeln verantwortlich, ist bei ihnen nicht entwickelt. Keine Gefühle, kalte Berechnung, nicht therapierbar, Wegschluss.

In der kanadischen Doku „The Corporation“ des Rechtswissenschaftlers Joel Bakan wird der die düstersten Kapitel biologischer Kriminologie wiederbeschwörende Neuro-Psychologe und FBI-Berater indes zum Kronzeugen für einen Angriff auf die Grundfeste des Kapitalismus: das Unternehmen. Denn wenn man profitgeleitete Kapitalgesellschaften als reale Personen behandelt und ihren psychischen Zustand anhand des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM-IV) der US-amerikanischen Psychiater-Assoziation untersucht, sind sie genau das: Psychopathen, emotionslose und kalte Kalkulierer, die es nur auf den eigenen Vorteil abgesehen haben.

Beispielhaft wird das im Film durch die Privatisierung der städtischen Wasserversorgung Boliviens durch die Bechtel Corporation vor acht Jahren. Und deutlich auch in Interviews mit prominenten Kapitalismuskritikern wie Noam Chomsky, Naomi Klein, Michael Moore oder Vandana Shiva. Aber auch CEOs und Markt-Befürworter kommen zu Wort. ROBERT MATTHIES

Di, 18. 11., 19.30 Uhr, Café Knallhart, Ex-HWP, Von-Melle-Park 3. Der Film ist legal und kostenlos über das BitTorrent-Netzwerk zu bekommen