Morde unter Freunden

Polizei und Staatsanwaltschaft aus Bochum, Aachen und Rotterdam klären gemeinsam fünf Mordfälle einer Gruppe von Drogendealern auf

VON HOLGER PAULER

Natürlich ist der Sitzungssaal des Polizeipräsidiums Bochum viel zu klein – vor allem, wenn es um fünf Morde in drei Städten geht. Die gemeinsame Pressekonferenz der Staatsanwaltschaften und Polizeien aus Bochum, Aachen und Rotterdam musste wegen Überfüllung geschlossen werden. Mehr als ein dutzend Kamerateams und dreimal so viele Journalisten verwandelten den kleinen Saal in eine Sauna. Die Fenster waren aus Gewohnheit geschlossen. Die akribischen Fragen der Gerichtsreporter nahmen kein Ende.

Heraus kam, dass sechs Männer im Alter zwischen 20 und 27 Jahren wegen im Dezember und Januar begangener Morde festgenommen wurden. Bei den Beschuldigten handelt es sich überwiegend um Deutsche kasachischer Herkunft. Der zur Gruppe gehörende Türke Fikret Asuray (30) befindet sich auf der Flucht.

In der Nacht zum 13.12.2003 wurde der 32-jährige Immobilienmakler Kemal T. aus Düsseldorf auf einer Hundewiese in Herne durch mehrere Kopfschüsse getötet, nachdem er vorher mit Kabelbindern gefesselt worden war. Die Polizei ging zunächst von einem organisierten Verbrechen aus, musste ihre Vermutung aber revidieren. Als Tatmotiv wurden finanzielle Forderungen des Opfers an Fikret Asuray benannt.

In einer als Umschlagplatz für Drogendeals bekannten Wohnung in Rotterdam wurden in der Nacht zum 17.01.2004 drei niederländische Staatsbürger erschossen. Die Tatverdächtigen gehören zu der Gruppe um Fikret Asuray. Das Tatmotiv: Raub von Betäubungsmitteln und Unstimmigkeiten bei Drogendeals. Im fünften Mord ging es um die Aufteilung der Drogenreviere. Das Opfer, der 29-jährige Roman L. (29) aus Düren war als Mitglied der obengenannten Bande an dem Amsterdamer Mord beteiligt. Er wurde von seinen Kollegen in einer Dürener Dealerwohnung erschossen.

Michael Nogaj von der Staatsanwaltschaft Bochum bezeichnete die Gewaltbereitschaft der ursprünglich achtköpfigen Gruppe als „extrem hoch“. Kopf der Bande war der 20 Jahre alte kasachische Spätaussiedler Eugen N. Er war kurz nach dem ersten Mord wegen eines anderen Delikts in Untersuchungshaft genommen worden; wurde jedoch auf richterlichen Beschluss des Oberlandesgerichts Hamm vor dem zweiten Mord auf freien Fuß gesetzt. N. soll als einziger der Verdächtigen an allen drei Morden beteiligt gewesen sein.

Thomas Wenne, Bochumer Polizeipräsident, wertete die Taten der Gruppe als Ergebnis der deutschtümelnden Einwanderungspolitik der Kohl-Regierung. Mit Blick auf die Herkunft der Verhafteten sprach Wenner von einer „asiatischen Gewaltbereitschaft“. Nach seinen Ausführungen verließ Wenner den Saal. Nachfragen unerwünscht.