Krippen in Not

Städtische Vereinigung befürchtet Halbierung der Kita-Plätze für Kleinkinder. CDU wünscht mehr Krippen

Der seit August 2003 bestehende Gutscheinstopp für berufstätige Eltern hat zu einem rapiden Abbau von Krippenplätzen geführt. So sank die Zahl der Plätze allein bei der Vereinigung der Kindertagestätten bereits von 3.900 auf 3.200. Vereinigungs-Vorstand Martin Schadel befürchtet, dass sich der bislang gute Versorgungsgrad von 20 Prozent, bei dem jedes fünfte Kleinkind einen Platz erhielt, bis zum Jahresende halbiert.

Die Leiterin der Kita-Abteilung in der Bildungsbehörde, Carola Crohn-Rickert, sprach demgegenüber von einer Absenkung auf 17 Prozent. Allerdings sind dort die Plätze für Kleinstkinder bei Tagesmüttern mit hineingerechnet. Hamburgweit gibt es derzeit nach Behördenangaben 4.700 Krippenplätze. Im Vorjahr waren es 5.700.

Alarmiert ist die Kita-Szene seit vorigen Dienstag, als Bürgermeister Ole von Beust (CDU) lediglich für die berufstätigen Eltern der über dreijährigen Kinder einen Kita-Gutschein versprach. Laut Bildungssenator Reinhard Soltau (FDP) sollen die Eltern der jüngeren Kinder verstärkt auf diese so genannte „Tagespflege“ zurückgreifen. Diese ist jedoch weniger verlässlich. Auch würde dies zu einer „Vergreisung“ der Krippen führen, wie der alternative Wohlfahrtsverband „Soal“ mahnt. Mit diesem „unerwarteten Richtungswechsel“ schlage der Senat „zwei Fliegen mit einer Klappe“, erklärt der Verband. Er halte die Frauen „fest an Heim und Herd“ und entlaste die Stadt von den Kosten der Krippenerziehung.

CDU-Jugendpolitiker Marcus Weinberg erklärte dagegen, im Krippenbereich sollte der Status quo gehalten werden. Berufstätige sollten neben dem Angebot der Tagesmutter auch das der Krippenbetreuung erhalten. Deshalb sollten demnächst auch im Krippenbereich Gutscheine vergeben werden. KAJ