Die Rechnerin

Eine Ich-AG braucht nicht nur eine gute Geschäftsidee, sondern vor allem das richtige Umfeld. Cornelia Bergemann hat es, im wahrsten Sinne des Wortes: Sie wohnt und arbeitet in einem Marienfelder Reihenhaus, ihr Mann ist als Beamter abgesichert, und der Hund bellt nicht, wenn ein Fremder kommt.

Seit einem guten halben Jahr ist die 40-Jährige eine Ich-AG. Ihr Diensleistungsangebot: Die gelernte Bürokauffrau übernimmt die Buchhaltung für kleine Unternehmen – insbesondere die monatliche Umsatzsteuervoranmeldung. Bei kleinen Firmen macht dies in der Regel ein Steuerberater, der oft saftige Gebühren verlangt.

„Mich ärgert das“, sagt Bergemann. Sie weiß: Der Aufwand, der bei Benutzung neuer Softwareprogramme bleibt, rechtfertigt solche Gebühren nicht. „Ich kann das viel günstiger machen.“ Gesagt, getan? Nicht ganz, denn vor jedem Auftrag gilt es, Klinken zu putzen. Auch für den neuen Büroservice Bergemann.

Viele Unternehmer arbeiten schon seit 20 Jahren mit ihrem Steuerberater zusammen und scheuen den Wechsel. „Da muss man viel Überzeugungsarbeit leisten.“ Auf der Jagd nach Kunden ist Corinna Bergemann immer: Die Buchhalterin spricht gezielt Gewerbetreibende in der Umgebung an, verteilt Werbezettel, sucht den Kontakt mit Gründern auf dem Gewerbeamt. Ein mühseliges Geschäft: „Von 60 Gründern ruft vielleicht einer zurück.“

Beim Gang in die Selbstständigkeit hat die Mutter von zwei Kindern das Modell Ich-AG gewählt. Aus zwei Gründen: Die Unterstützung ist für sie höher als beim Überbrückungsgeld, da sich Letzteres nach dem Arbeitslosengeld richtet. Ihres war niedrig, weil sie zuvor wegen der Kinder halbtags gearbeitet hatte. Zudem läuft die Ich-AG-Unterstützung nicht nur ein halbes, sondern drei Jahre. So lange ist Bergemann erst mal abgesichert. Einen passenden (Halbtags-)Job in ihrem Beruf zu finden hatte sie für wenig aussichtsreich gehalten. „Außerdem sind die Löhne zurzeit sehr gering.“

Bei der Gründung gab es auf dem Arbeitsamt keine Probleme. Den ersten Dämpfer erhielt Bergemann bei den Banken. Ein günstiges Darlehen für Existenzgründer – „keine Chance bei meinem geringen Betrag“. So nahm sie einen normalen Verbraucherkredit auf, um Computer, Software und Telefonanlage zu finanzieren, damit sie von zu Hause aus buchhalten kann.

Die Zwischenbilanz: „Ich hab es mir einfacher vorgestellt.“ Zwei-, dreimal so viele Kunden müsste sie haben, um davon leben zu können. Aber noch ist Bergemann optimistisch. „Ein bisschen Kämpfergeist braucht man schon.“ Den jedenfalls hat die resolute Frau, die nicht glaubt, dass die Ich-AG das Problem Arbeitslosigkeit lösen wird. Ihre nächsten Schritte: „Werbung, Werbung, Werbung.“ ROT

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