Sonderschulen sind Förderschulen

betr.: „Werden die UN den behinderten Kindern helfen?“, taz vom 12. 11. 08

Leider ist in den letzten Jahren „Sonderschul-Bashing“ fast zu einem Breitensport geworden. Die pauschal geschmähten Institutionen heißen heute übrigens mehrheitlich Förderschulen, was ihren Zielsetzungen durchaus gerecht wird. In ihnen und durch sie wird sehr viel für die individuelle Integration der Kinder und Jugendlichen in die Gesellschaft geleistet. Welches Kind an welchem Platz in der Bildungslandschaft wirklich glücklich wird, das kann nur in jedem Einzelfall mühevoll ermittelt werden. Es erübrigt sich eigentlich, noch zu ergänzen, dass die Gesellschaft einer entspannten Inklusion viel mehr im Wege steht als die Förderschulen. Diese bereiten mit hoch differenzierten Lehr- und Förderplänen auch Kinder mit intensiver Behinderung auf ein möglichst autarkes und glückliches Leben vor.

Heute haben in deutschen Städten tausende von Schülern unter anderem gegen den immensen Leistungsdruck an weiterführenden Schulen demonstriert. Ist es diese Lernatmosphäre, die auch Kinder mit Behinderungen brauchen? „Stigmatisierende Kategorisierung“, „Wegsortieren ohne Ausweg“, das sind vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte übelste Formulierungen, die mehr über unzureichendes Hintergrundwissen und mangelnde Sensibilität aussagen als engagierten Journalismus zu kennzeichnen.

MATTHIAS DÜFFERT, Weißenhorn

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