Entführter am Leben

Indische Polizei bestätigt Entführung von deutschem Entwicklungsexperten. Verhandlungen um Lösegeld

NEU-DEHLI/BERLIN ap/dpa ■ Der am Sonntag im Nordosten Indiens von einer Separatistengruppe entführte deutsche Entwicklungsexperte Wolfgang Heinrich, 47, ist nach Polizeiangaben am Leben. Wie die Polizei gestern bestätigte, wurde er am 21. März von der selbst ernannten Befreiungsarmee Kuki (KLA) verschleppt, als er gemeinsam mit einer weiteren Deutschen und Mitarbeitern örtlicher Organisationen Hilfsprojekte im Unionsstaat Manipur besucht habe. Heinrich ist Referent beim Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Zu seiner Tätigkeit zählt die Arbeit mit Entwicklungsinitiativen in Krisenregionen. In Manipur unterstützt der EED Organisationen, deren Arbeit nicht nur der Entwicklung, sondern auch der Aussöhnung zwischen verfeindeten Volksgruppen in dem Gebiet dient.

In den sieben nordöstlichen Unionsstaaten in Indien kämpfen Dutzende Gruppen für die Unabhängigkeit von der Zentralregierung in Neu-Delhi. Viele Milizen gingen aus Volksgruppen hervor, die durch Zuwanderung zu Minderheiten in ihren Heimatregionen wurden. Die KLA fordert eine unabhängige Regierung für das Volk der Kuki. Es ist das erste Mal, dass eine der Separatistengruppen einen Ausländer als Geisel nimmt. Andere Separatistengruppen riefen die KLA auf, Heinrich sofort freizulassen.

Die KLA fordert ein Lösegeld von zehn Millionen Rupien (200.000 Euro). Sie übermittelten die Forderung an Mitarbeiter des Deutschen. Wie einer seiner Kollegen berichtete, konnte Wasser und Nahrung an die Geisel weitergeleitet werden.

Ein deutscher Diplomat traf in Imphal, der Hauptstadt von Manipur, ein. Er solle bei der Befreiung helfen, so die Polizei. Die Deutsche Botschaft in Neu-Delhi stehe in „engem und ständigem Kontakt“ mit den indischen Behörden, so eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin.