Bio-Anschlag auch auf Weißes Haus

Das FBI gibt mehrere versuchte Attentate mit Rizin bekannt. Menschen kamen offenbar nicht zu Schaden

WASHINGTON taz ■ Das tödliche Biogift Rizin ist im vergangenen November auch an das Weiße Haus geschickt worden. Die Briefsendung mit der feinpudrigen Substanz wurde jedoch in der Poststelle abgefangen, enthüllte am Dienstag die Bundespolizei FBI.

Eine Gesundheitsgefahr habe nach Angaben des FBI jedoch nicht bestanden, da die Konzentration des Gifts zu gering gewesen sei. Polizei und Geheimdienst untersuchen den bislang geheim gehaltenen Anschlag. Montagnacht war Rizin in einer Poststelle des republikanischen Mehrheitsführers im Senat, Bill Frist, entdeckt worden. Alle bisherigen Tests bestätigten, dass es sich tatsächlich um die giftige Substanz handelt. Aus Sicherheitsgründen wurden daraufhin drei Senatsgebäude gesperrt und Ausschusssitzungen von Senat und Repräsentantenhaus abgesagt.

Ein weiterer Vorfall wurde aus dem Bundesstaat Connecticut gemeldet, wo in einem Postamt ebenfalls Briefe mit verdächtigem Pulver entdeckt wurden. Das FBI teilte mit, dass im Oktober eine Postsendung mit dem Gift auch in South Carolina abgefangen werden konnte. Die chemische Zusammensetzung dieser Sendung ähnelt der Mischung, die im Brief an das Weiße Haus gefunden wurde. In einem beigefügten Schreiben mit dem Absender „Falling Angels“ protestierten im Oktober angebliche Fernfahrer gegen neue Arbeitsbestimmungen und drohten mit weiteren Anschlägen.

Die neuen Attentate tragen nach Einschätzung von Sicherheitsexperten die Handschrift einheimischer Terroristen. Seit Monaten warnen sie die US-Regierung vor einer wachsenden Terrorgefahr im eigenen Land. Die Anschläge vom 11. September hätten jedoch dazu geführt, Terror, „made in USA“, zu ignorieren oder herunterzuspielen. Das letzte verheerende Attentat vor den Angriffen auf das World Trade Center und das Pentagon wurde 1995 auf eine Bundesbehörde in Oklahoma von amerikanischen Rechtsextremisten verübt.

Auch bei den mysteriösen Anthrax-Anschlägen vom Oktober 2002, bei denen fünf Menschen starben, vermuten Ermittler die Täter in der eigenen Bevölkerung. Damals erhielten Politiker und Journalisten in New York, Washington und Florida mit Milzbranderreger verseuchte Briefe. Von den Tätern fehlt immer noch jede Spur. Hartnäckig hält sich daher das Gerücht, dass der oder die Urheber dem FBI längst bekannt sind, eine Enthüllung jedoch politisch zu brisant ist. MICHAEL STRECK