Betr.: Schüler-Friedensdemo, taz hamburg, div. Berichte
: Nix

Das war ja wohl nix, verehrte Hamburger Polizei! Wie jeder andere Bürger auch habe ich das Gewaltmonopol an den Staat abgetreten und ihn somit ermächtigt, die öffentliche Sicherheit (und somit meine eigene) wenn nötig auch mit geeigneten Mitteln zu garantieren. Das impliziert jedoch unter keinen wie auch immer gearteten Umständen, Minderjährige mit Wasserwerfern und Schlagstöcken durch Hamburgs Straßen zu treiben. Ist ihnen nicht der Gedanke gekommen, dass etwas gewaltig schief läuft, wenn Derartiges passiert? Wohl nicht!

Der Einsatz von Wasserwerfern war laut Polizeipräsident gerechtfertigt. Was kann man solchen Äußerungen eigentlich noch entgegenhalten? Weiche Satan? Treten Sie zurück? Gehen Sie in sich? Ich weiß es nicht, aber gehen Sie! Die ihren Äußerungen zugrunde liegenden Vorstellungen sind m. E. eine größere Gefahr für die öffentliche Sicherheit als es (auch randalierende) Jugendliche je sein könnten. Boris-Alexander Heger

Skrupellos

Bei der Schülerdemo am Montag hat die Polizei in skrupelloser Weise überreagiert. Doch mehr: Ja, aus einer kleinen Gruppe sind Gegenstände auf die Polizisten geflogen, die übrigens mit ihrer Anzahl und ihren drei Wasserwerfern viel zu provozierend auftraten.

Jedoch: Zwischen den Werfern und den tausenden friedlichen Schülern gab es eine klare räumliche Trennung. Erstere standen vor der Absperrung, letztere von der Kreuzung bis zum Dammtor-Bahnhof. Es war die Polizei, die mit den Wasserwerfern durch die Störer hindurchpreschte, in die Schülermenge hinein, und diese mit Wasser und Schlagstöcken völlig wahllos aufmischte.

Gerade weil die Polizei so völlig undifferenziert reagieren wollte, ist auch die Kampagne, die jetzt offenbar von der Springer-Presse initiiert wird und in der behauptet wird, die „Schüler gegen Krieg“ seien von der SAV unterwandert, völliger Quatsch. Denn man muss den Dogmatikern von der SAV nicht nahe stehen um zu erkennen, dass dieser Polizeieinsatz auch ohne eine Unterwanderung stattgefunden hätte. Robert Heuer (teilnehmender Schüler)

Unglaubwürdig

Die taz schreibt hier mal wieder nach altem Muster: Das Feindbild lebe hoch; Selbstkritik, nur das nicht. Aber es sind zwei Fragen, die diskutiert werden müssen. Die eine ist die nach der Verhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes. Die andere aber ist, wieso es bei einer „Friedensdemo“ zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommen kann.

Wie ernst kann man diese Bewegung noch nehmen? Nur wenn auch diese Frage diskutiert wird, kann die Friedensbewegung wieder glaubhaft werden.

Tilman Weigel

Gut

Ich finde es gut, dass so viele junge Menschen zur Friedensdemonstration gegangen sind. Dafür sollte man sie genauso wenig bestrafen wie die Lehrer. Natürlich ist die rechtliche Seite problematisch, wenn von einigen Schülern Steine geworfen werden. Doch sollten dafür ausschließlich die Schüler, die Gewalt angewendet haben, zur Rechenschaft gezogen werden, es sei denn, ein Lehrer hätte sie nachweislich dazu aufgefordert. Bei einem Schüler, der auf einer Friedensdemo Gewalt ausübt, dürfte wohl eher ein Problem im Elternhaus vorliegen als beim Lehrer. Karin Günther

Gut und böse

Es ist sicherlich richtig, dass es vieles einfacher macht, klare Feindbilder zu haben. Diese Feindbilder zeichnen eine Welt in gut und böse, eine Welt, die vieles vereinfacht und mühseliges Selberdenken fast unnötig macht. Leider gibt es aber kein Nur-Gutes oder Nur-Böses auf dieser Welt und eine differenzierte Meinung würde allen Beteiligten gut zu Gesicht stehen – insbesondere der Berichterstattung. Ich bin ebenso ein Gegner dieses Krieges. Dennoch, auch auf Seiten der Demonstranten gibt es die gleichen klaren Feindbilder. Ein Feindbild „Krieg“ wäre in einer Gesellschaft wünschenswert, ein Feindbild „USA und Bush“ hingegen führt zu der gleichen Einteilung in Gut und Böse, die anderen vorgeworfen wird. Auch von dieser Seite wäre eine differenzierte Auseinandersetzung wünschenswert.

Und schließlich dem Hamburger Senat vorzuwerfen, er sehe in den Demonstranten ein klares Feindbild, zeigt eher das Feindbild des Autors gegenüber dem Senat, als eventuelle Feindbilder der Regierung. Wolfgang Beuger