Humanitäre Hilfe für Irak läuft allmählich an

Erstes Schiff mit Hilfsgütern in Umm Kasr eingetroffen. Großer Teil der Bevölkerung in Basra ohne Wasser und Strom

VERIA/GENF/LONDON ap/dpa/epd Begleitet von Kampfhubschraubern und Schnellbooten ist gestern das erste Schiff mit Hilfsgütern für die irakische Bevölkerung im Hafen von Umm Kasr eingetroffen. An Bord des britischen Versorgungsschiffes „Sir Galahad“ waren 270 Tonnen mit Notrationen: Wasser, Zucker, Bohnen und Mehl.

Die Ankunft der ersten umfangreichen Hilfslieferung auf dem Seeweg hatte sich verzögert, weil das Seegebiet vor Umm Kasr erst von Minen gesäubert werden musste. Durch die Arbeit von Marinetauchern und ausgebildeten Delfinen ist jetzt eine 200 Meter breite Schifffahrtsrinne frei, die für weitere Hilfslieferungen genutzt werden soll.

In der südirakischen Stadt Safwan kam es derweil zu chaotischen Szenen bei der Verteilung von Hilfslieferungen aus Kuwait. Der britische Fernsehsender BBC zeigte Bilder von einer Menschenmenge, die anscheinend ohne jede Koordination einen Lastwagen mit Lebensmitteln ausräumte.

Weiterhin berichtete die BBC unter Berufung auf britische Militärquellen bei Basra, dass dort etwa 2.000 Zivilisten versucht hätten, die belagerte Stadt zu verlassen. Sie seien dabei von irakischen Soldaten beschossen worden. Die britischen Streitkräfte hätten daraufhin zurückgefeuert. Auch CNN hatte von einem vergeblichen Fluchtversuch von 1.000 bis 20.000 Menschen in Basra berichtet.

Große Teile der Bevölkerung in Basra leben ohne Wasser und Strom. Die UN-Kinderhilfsorganisation Unicef warnte vor einer humanitären Katastrophe in der umkämpften irakischen Stadt. Die Versorgungslage sei sehr schlecht, sagte der Unicef-Beauftragte für den Irak, Carol de Rooy, gestern in Genf. In Basra sind nach Angaben von Unicef rund 100.000 Kinder unter fünf Jahren akut von Erkrankungen bedroht. Viele der ohnehin schlecht ernährten Kinder seien dadurch in Lebensgefahr.

Die USA stellten unterdessen den Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen weitere 21 Millionen Dollar für ihre Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Irakkrieg zur Verfügung. Das Geld geht vor allem an das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, an das Rote Kreuz und an den Roten Halbmond, wie die US-Botschaft bei den Vereinten Nationen gestern in Genf bekannt gab.

Wenn es nach dem Willen der Europäischen Union geht, sollen Flüchtlinge aus den Kampfgebieten im Irak möglichst nur in den Nachbarländern Schutz finden. „Alle sind sich darüber einig, dass die Hilfe vor Ort in der Region organisiert werden soll, wenn es zu Flüchtlingsbewegungen im Irak kommen sollte“, sagte Bundesinnenminister Otto Schily gestern bei einem Treffen mit seinen europäischen Amtskollegen im griechischen Veria. Deutlicher noch äußerte sich der griechische Justizminister Philippos Petsalnikos als Vertreter der amtierenden EU-Ratspräsidentschaft. „Wir hoffen nicht, dass es nötig sein wird, dass diese Leute nach Europa kommen“, sagte Petsalnikos.