Glückliche Loser

Die Rollhockey-Herren des RSC Cronenberg freuen sich über zweistellige Niederlagen in der Champions-League

WUPPERTAL taz ■ Der FC Barcelona kommt nach Cronenberg. Rijkaard, Kluivert & Co. kicken auf Wuppertals Südhöhen? Insider wissen: Hier geht es geht nicht um Fußball, sondern um Rollhockey. Der Rollhockey-Nabel Deutschlands liegt in Cronenberg. Und die Spieler des deutschen Meisters RSC Cronenberg dürfen ihren europäischen Horizont erweitern. In der Champions-League treffen sie auf die Haute Volé aus Südeuropa. In Portugal, Spanien und Italien hat Rollhockey eine exponierte Stellung. Besonders auf der iberischen Halbinsel sind die Künstler unter sich. Dort gehört das anspruchsvolle Spiel mancherorts fest zum Schulsport. Die Hallen fassen bis zu 10. 000 Zuschauer.

Davon ist Cronenberg weit entfernt. Doch Rollhockey ist dort nicht weniger stark verwurzelt. Großen Anteil daran hat Peter Stroucken (56), seit 1976 Vorsitzender des RSC und nach eigener Aussage ein „Rollhockey-Bekloppter“. „Wir haben das beste Publikum in Deutschland“, sagt der gebürtige Cronenberger. Über die genaue Hallenkapazität spricht er nicht so gerne, denn Sicherheitsauflagen erlauben offiziell keine „volle Bude“. Zu Bundesligaspielen kommen im Schnitt 500 bis 600 Zuschauer. Gegen Barcelona am Samstag werden es in der Henckels-Halle sicher ein paar mehr sein. „Wann hat man schon mal die Möglichkeit, solch eine Mannschaft spielen zu sehen?“, fragt Stroucken.

Der RSC Cronenberg ist der erste Club in Deutschland, der sich für die Champions League qualifizieren konnte. Die „Löwen“ setzten sich gegen den Schweizer Meister aus Uttigen durch. Für den 300 Mitglieder starken Club ein Problem: Fernsehgelder gibt es nicht. „Wir haben uns auf dieses Abenteuer nur dank der Billigfliegerei einlassen können“, sagt Peter Stroucken. Die Reisekosten für die drei Auswärtsspiele in Liceo (bei La Coruna), Barcelos (Portugal) und Barcelona betragen 30.000 Euro. Kleinsponsoren und Stroucken selbst machen das Abenteuer möglich.

Der sportliche Wert ist eher olympischer Art: „Wir werden jedes Spiel zweistellig verlieren“, sagt Stroucken und klingt alles andere als deprimiert. „Dafür bekommen die Zuschauer Weltklasse-Rollhockey zu sehen.“ Die Spiele gegen Liceo (1:12) und Barcelos (2:10) verliefen standesgemäß. Gegen Barcelona soll das anders werden. Aber für die Profis aus Südeuropa ist der RSC nichts anderes als Kanonenfutter. Das Torverhältnis kann entscheidend sein. Nur zwei von vier Mannschaften schaffen den Sprung in die nächste Runde.

Davon wird in Cronenberg noch nicht einmal geträumt. Das Maß aller Dinge ist die Bundesliga. Acht deutsche Titel, zuletzt drei in Folge, stehen zum 50. Vereinsjubiläum in der Vereins-Chronik. Mehr als eine Aufwandsentschädigung gibt es nicht zu verdienen. „Dafür würde sich mancher A-Jugendfußballer noch nicht mal die Schuhe anziehen“, so Stroucken.

Auch die aktuelle Tabelle führt der RSC an, vor Iserlohn und dem Erz-Rivalen aus Walsum. NRW ist die deutsche Rollhockey-Hochburg. Düsseldorf, Remscheid und Herringen (Hamm) sind ebenfalls erstklassig. Den Sprung aus der Randsport-Ecke wird Rollhockey in Deutschland trotz prominenter Befürworter (Ex-IOC-Chef Samaranch und Ex-NOK-Boss Tröger) nicht schaffen. Da gibt sich Stroucken keinen Illusionen hin. „Wir werden immer am Rand bleiben.“ THOMAS BESCHE