kabinenpredigt
: Fair Play, und keiner geht hin

Man kann auf so vieles in seinem elektronischen Postfach verzichten. Aber wer einmal die Benachrichtigungen des Berliner Fußballverbandes (BFV) über die „Fair-Play-Geste des Monats“ erhalten hat, der will sie nicht mehr missen.

Monatlich zaubert der BFV aus den unendlichen Tiefen des Berliner Balltreteralltags eine kleine Heldengeschichte hervor. Es sind Geschichten, die sich zwar so sperrig wie Polizeiliteratur lesen, die aber das menschliche Wesen im schönsten Licht erstrahlen lassen.

In der Regel geht es um ein Delikt, mit dem gegen die Spielordnung des BFV verstoßen wird. Tatort ist meist der Strafraum. Aber anders als bei Aktenzeichen XY muss der Täter nicht aufwändig gesucht und ermittelt werden. Nein, bei den hier gemeldeten Straftaten stellt sich der Missetäter sowieso selbst.

Ein Beispiel: „Ja, ich habe den Ball absichtlich mit der Hand gespielt“, gesteht einer ohne Not dem Schiedsrichter. Oder er bekennt im Wissen, dass seine Aussage sofort gegen ihn verwandt wird: „Ja, ich bin gefallen, obwohl ich gar nicht gefoult wurde.“

Das gehört natürlich nicht nur gewürdigt, sondern auch honoriert. Schließlich will der BFC faires Verhalten auf den Berliner Sportanlagen fördern. Und deshalb gibt es monatlich einen Satz Aufwärmtrikots zu gewinnen, die laut BFV „im Rahmen einer kleinen Zeremonie“ überreicht werden. Eine feine Sache, zu der – und nun kommt ein heikler Punkt – auch immer alle Medienvertreter herzlich eingeladen sind. Es gehört allerdings nicht viel Mut dazu, wenn an dieser Stelle verraten wird, dass die schlagzeilenhungrige Journaille bei diesen kleinen, aber feinen feierlichen Stunden des BFV stets fehlt.

Aus schlechtem Gewissen sei die Fair-Play-Geste vom Oktober 2008 nachgereicht: „Nach Spielschluss eines Pokalspiels wurden die Spieler vom Berliner SC auf dem Weg zu den Duschen von den Gegenspielern verhöhnt. Der D-Jugend Trainer des Berliner SC rief daraufhin seinen Spielern zu: ‚Wir sind anständige Gastgeber, wir gehen duschen und ich will kein Wort und keine Reaktion hören!‘“

Wer mehr davon möchte, kann sich eine der schönen Anekdoten ergoogeln. Vor einem Tippfehler sei jedoch gewarnt: „Fair-Play-Reste des Monats“. Das wäre nämlich echt unfair. JOHANNES KOPP