Milder Zerstörer

Das online-Filmmagazin filmtext.com feiert seinen dritten Geburtstag mit Filmen von Fassbinder und Warhol

„Liebe“ haben die Macher von filmtext.com ein Doppelprogramm betitelt, das morgen anlässlich des dritten Geburtstags des Hamburger Online-Filmmagazins im Metropolis gezeigt wird. Zu sehen ist Rainer Werner Fassbinders sadomasochistische Ehestandsfarce Martha von 1973, im Konterspiel mit dem selten projizierten Softpornoversuch Blue Movie von 1968, dem letzten Film von Andy Warhol.

Martha ist Fassbinders schnörkellosestes Melodram. Es erzählt, wie der eine Mensch am andern zu Grunde geht. Und auch zu Grunde gehen will. Katastrophen gibt es bei Fassbinder ja immer, aber selten so nackt wie hier. Margit Carstensen ist Martha, dreißigjährig, wohlhabend, unerfahren, vaterfixiert. Karlheinz Böhm ist Helmut, schniek, erfolgreich, berechnend. Er heiratet Martha, nachdem deren Vater gestorben ist.

Erst unterweist er sie, was sie nun als gute Gattin zu sagen hat, zu lesen, zu hören und zu denken. Dann kündigt er ihren Job. Meuchelt ihre Katze. Verfügt über ihren Körper. Ein sadistischer Pygmalion, dessen mildes Lächeln zu verstehen gibt, dass alles zu Marthas Bestem geschieht. Woran auch sie lange keine Zweifel hegt. Mit Martha hatte Fassbinder sein Lebensthema gefunden: „Das beste, hinterhältigste und wirksamste Instrument gesellschaftlicher Unterdrückung – die Liebe.“

Deutlich entspannter, aber nicht weniger stilbewusst geht es zu in Blue Movie (Fuck). Ein Mann und eine Frau lümmeln im Bett, plaudern, essen, kiffen, lieben sich und albern unter der Dusche herum. Am nächsten Morgen geht die Sonne auf. „I‘d always wanted to do a movie that was pure fucking, nothing else, the way ‚Eat‘ had been just eating and ‚Sleep‘ had been just sleeping. So in October 68 I shot a movie of Viva having sex with Louis Waldon. I called it just ‚Fuck‘.“ (Warhol). Urs Richter

morgen, 21.15 Uhr (Martha) und 23 Uhr (Blue Movie), Metropolis