Singende Spacekäfer

In kafkaesker Einsamkeit: „Gregor Samsa“ aus Richmond

Meditative Selbstversunkenheit auf der Bühne, sakrale Ergriffenheit davor: „Gregor Samsa“, eine junge Band aus Richmond/Virginia, verliert sich in der Tower Bar. Wo sonst bei gepflegtem House oder solidem Rock gelacht und gekichert wird, wagt man an diesem Abend kaum zu atmen, um die ätherisch erhabene Atmosphäre des Konzerts nicht durch profane Körperlichkeit zu entweihen.

In stiller Andacht also verfolgt das Publikum, wie sich die vier Musiker ihren nicht enden wollenden, teils leise filigranen, teils wuchtigen Rock-Epen hingeben. Die Kommunikation mit den Zuschauern beschränkt sich auf ein gelegentliches, schüchtern zwischen die Songs geflüstertes „Thank you“, bevor sich die Band wieder in ihren Kosmos zurückzieht. Bloß kein Blickkontakt.

Dieser musikalische Autismus, der sich in den ausufernden, unbedingte Aufmerksamkeit fordernden Songs Bahn bricht, erinnert durchaus an die Einsamkeit des Handlungsreisenden aus Kafkas „Verwandlung“, von der „Gregor Samsa“ ihren Bandnamen entliehen haben. Die literarische Figur findet ihre Erlösung nur im Tod. Die Band hingegen in der Weite ihrer weltentrückten Klänge. till stoppenhagen