Dauerabo auf den Titel gefährdet

Wieder zeigte Alba die alten Defizite: Die Freiwürfe wollten nicht in die Reuse fallen, die Dreipunkteschüsse schon gar nicht. Im Spiel gegen Frankfurt kamen die Berliner zu spät in Tritt und fanden erst nach gut zwanzig Minuten zur nötigen Aggressivität

von MARKUS VÖLKER

Basketball ist eine statistikverrückte Angelegenheit. Alles Mögliche wird gezählt und berechnet – unter anderem auch, wie oft eine Mannschaft gegen eine andere pro Saison gewinnt.

Bei den Skyliners Frankfurt haben die Statistiker eine kleine, recht bemerkenswerte Auffälligkeit herausgefiltert: Die Hessen gewinnen immer nur einmal gegen Alba Berlin. Jedenfalls war das in den vergangenen drei Jahren so.

Und auch in dieser Spielzeit scheint sich das Zahlenspiel zu bewahrheiten. Gewann Frankfurt im Januar das Hinspiel mit 67:59, so revanchierte sich der deutsche Meister gestern vor 6.516 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle mit einem 68:62-Erfolg.

Da der Konkurrent um die Tabellenführung, die Telekom Baskets Bonn, mit dem 73:74 bei TXU Energie Braunschweig ihre sechste Saisonniederlage einstecken mussten, ist Berlin nun wieder punktgleich mit den Baskets. Es unterstreicht damit seinen Anspruch, die reguläre Saison auf Platz eins zu beenden.

Die Bonner blieben nur aufgrund des gegen die Albatrosse gewonnenen Direktvergleichs an der Spitze. Gut möglich indes, dass sich Frankfurt und Alba bald wieder in den Play-offs treffen; die Skyliners rutschten auf Platz sieben der Tabelle ab.

Lange Zeit sah es nicht nach einem Sieg von Alba Berlin aus. Das Team von Trainer Emir Mutapcic verschlief fast schon gewohnheitsmäßig das erste Viertel, startete mit 0:8 Punkten in den Sonntagnachmittag und berappelte sich erst mit Beginn der zweiten Halbzeit.

Wieder zeigte Alba die alten Defizite. Die Freiwürfe wollten nicht reinfallen in die Reuse, die Dreipunkteschüsse schon gar nicht.

Die Verteidigung wusste sich nicht recht einzustellen auf die flexibel vorgetragenen Angriffe der Frankfurter, von denen jeder Spieler korbgefährlich agierte. Bei den Gästen punkteten Pascal Roller (10), David Thomas und Robert Garrett (je 11) zweistellig. Die besten Werfer bei Alba waren Marko Pesic (16) und Quadre Lollis (11).

In der Schlussphase ging es weit enger zu, als es das Ergebnis weismacht. Zehn Sekunden vor der Schlusssirene kam Frankfurt beim Stand von 65:62 in Ballbesitz. Ein Dreier hätte gereicht, um gleichzuziehen und eine Verlängerung zu provozieren.

Doch der Pass von Roller übers ganze Spielfeld geriet zu hoch für Thomas. Pesic wurde daraufhin gefoult, ein Freiwurf ging in den Korb, die Sache war erledigt – was die Statistiker freuen dürfte, nicht aber Coach Mutapcic, der beobachten musste, dass Alba die üblichen Gewohnheitsfehler unterliefen: Man kam zu spät in Tritt und fand erst nach gut zwanzig Minuten zu jener Aggressivität, die in den Play-offs vonnöten sein wird, um das Dauerabo auf den Titel zu verlängern.

Dennoch: Alba hat nach der Heimniederlage gegen Bonn vor Wochenfrist die richtige Antwort gegeben gegen eine Mannschaft, die in den Play-offs noch eine gute Rolle spielen wird.

Die von Gordon Herbert trainierte Mannschaft hat bereits Bonn zweimal besiegt sowie Köln und eben Alba die Punkte geklaut. Nur ein viel zu schwankender Saisonverlauf hat die Skyliners etwas abrutschen lassen. Aber da haben sie viel gemeinsam mit Alba Berlin.

Es fehlt, wie Center Jovo Stanojevic ganz richtig sagte, die Konstanz. „Wenn wir endlich von Anfang an unseren Möglichkeiten entsprechend spielen, müssen wir gewinnen“, so Stanojevic. Für diese Erkenntnis braucht es nicht mal eine Statistik.

Aber weil es so schön ist, hier doch noch die Statistik des 23. Spieltages:Samstag: TXU En. Braunschw. - Telekom Bask. Bonn 74:73 (36:39) S. Oliver Würzburg - EnBW Ludwigsburg 76:60 (30:36) Avitos Gießen - Brandt Hagen 72:90 (39:49) TBB Trier - Universa Bamberg 87:91 (48:52) EWE Bask. Oldenburg - Mitteldeutscher BC 96:74 (41:35) Sonntag: Giants Leverkusen - Rhein. Energ. Cologne 81:55 (48:18) Und, wie oben beschrieben: ALBA Berlin - Skyliners Frankfurt 68:62 (29:37)