Aventis für Hahnenkampf gerüstet

Der von der Übernahme bedrohte Pharmariese fährt zwei Milliarden Euro Gewinn ein

FRANKFURT/MAIN taz ■ Aventis ist ganz bestimmt kein Übernahmekandidat, jedenfalls nicht für Sanofi-Synthelabo. Das machte die gestern in Straßburg vorgestellte Bilanz des deutsch-französischen Pharmakonzerns Aventis für das Geschäftsjahr 2003 deutlich. Danach ist das aus der Fusion von Hoechst AG und Rhône-Poulenc hervorgegangene Unternehmen „pumperlgesund“. Der Reingewinn stieg um 17 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro.

Seit der Fusion vor vier Jahren steigt der Ertrag des Konzerns. Und auch für 2004 rechnet der Vorstandsvorsitzende, Igor Landau, mit einem Gewinnzuwachs von bis zu 15 Prozent. Für die Aktien des Konzerns prophezeite er eine jährliche Wachstumsrate von bis zu 15 Prozent bis 2007. Monetäre Power also, um die vor kurzem bekannt gewordenen feindlichen Übernahmeabsichten der französischen Sanofi-Synthelabo abzuwehren.

Landau wies die bisherige Übernahmeofferte der Nr. 13 der Branche in Höhe von „nur 48 Milliarden Euro“ denn auch erneut brüsk zurück. Nicht nur wegen der „fundamentalen Unterbewertung“, sondern vor allem weil Aventis auf der Weltmarktposition Nr. 5 allein sehr gut zurechtkomme, wie Landau stolz erklärte. So habe der Pharmagigant 94 neue Wirk- und Impfstoffe in der Entwicklung oder schon auf dem Markt, von denen rund zehn Produkte zu „Verkaufsschlagern mit Umsätzen über der Milliardenschwelle“ avancieren würden. Zum Beispiel will Aventis noch in diesem Jahr das umsatzstarke Antibiotikum „Ketek“ auf dem US-Markt etablieren. 2004 sollen auch das schnell wirkende Insulin „Apidra“, das Krebsmittel „Genasense“ und das Dermatologieprodukt „Sculptra“ auf den Weltmarkt.

„Sanofi braucht uns, aber wir brauchen Sanofi nicht,“ sagt Landau. Tatsächlich haben die Franzosen nichts Vergleichbares im Portfolio. Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Aventis Pharma Deutschland GmbH, Heinz-Werner Meier, hatte deshalb schon Dienstag auf der Betriebsversammlung gehöhnt: „Wenn Sanofi uns übernehmen würde, dann würde der Schwanz mit dem Hund wackeln.“ Zudem verschlankt sich Aventis – und macht sich für Sanofi noch weniger „angreifbar“. Bis zum Jahresende will sich das Unternehmen von älteren Medikamenten trennen. Zurzeit seien diese Produkte noch mit einem Anteil von 1,5 Milliarden Euro am Umsatz beteiligt. Doch sinke der Erlös. Interessenten würde es dafür schon geben, sagte Landau gestern.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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