Gute Seiten, schlechte Seiten

Von einem Gastarbeiter aus der Eifel gegründet: Die Buchhandlung Franz Leuwer feiert heute 100-jähriges Bestehen – wenn auch nicht im ursprünglichen Ladenlokal

Um 1900 kam ein junger Mann aus der Eifel nach Bremen. Hier hatte er eine Stelle als Prokurist: In einer Buchhandlung in der Obernstraße. 1903 übernahm er das Geschäft. Der Name des Aufsteigers: Franz Leuwer. In kürzester Zeit machte er den Laden zu einem kulturellen Zentrum. Das ist er noch immer: Heute feiert die Buchhandlung Leuwer ihren 100. Gründungstag.

Groß sind die Namen der Anfangsjahre: Bekannte Autoren, Künstler und Mäzene gingen bei Leuwer ein und aus, Kunden und Vorleser zugleich: Rainer Maria Rilke, Ernst Rowohlt, Ludwig Roselius… die Liste ist lang.

Geblieben ist der Name Franz Leuwer über dem Eingang. Zwei Kriege, Naziterror – Leuwers Ehefrau Anni war Jüdin – und vier Inhaber hat die Buch- und Kunsthandlung überstanden. Allerdings nicht am selben Ort. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Laden in der Obernstraße zerstört. Über die Bahnhofstraße und die Hillmannpassage gelangte man zum heutigen Standort Am Wall.

Seit 1984 sind die Eheleute Plückebaum Inhaber des Geschäfts und versuchen, dessen Tradition mit Lesungen und Ausstellungen zu bewahren. „Das ist unser Traumberuf“, erzählt Klaus Plückebaum. Seit Geschäftsübernahme hätten sie beide noch keinen Tag Urlaub eingelegt: „Wir leben mit unseren Büchern.“ Die Geschäfte liefen gut, und überhaupt habe er, Plückebaum, vom allseits befürchteten nachlassenden Interesse an Büchern nichts bemerkt.

Doch auch sie mussten schon schlechtere Zeiten überstehen: So lag zu Beginn der 90er Jahre das Geschäft einsam in der langen Straße, die übrigen Läden standen leer – keine Laufkundschaft. Nachzulesen ist auch das in der ausführlichen Chronik der Buchhandlung. Pünktlich zum Geburtstag ist die im Donat Verlag erschienen – ein Stück Lokalgeschichte. Gerrit Koy

Hundertjahrfeier heute, nur nach Anmeldung unter ☎ (0421) 32 18 28. Anlässlich des Jubiläums liest die Autorin Gunna Wendt am Donnerstag, 3. April um 19 Uhr in der Buchhandlung