An der Grenze zum Krieg

Zwei BremerInnen kehrten letzte Woche von einer Reise in das türkisch-irakische Grenzgebiet zurück

taz ■ Nein, Angst hätten sie nicht gehabt, als der Krieg ausbrach, sagen Markus Saxinger und Natali Winkler. In der letzten Woche sind sie von einer Reise in das türkische Kurdengebiet an der irakischen Grenze zurückgekehrt, wo sie sich über die Menschenrechts-Situation informieren wollten – und den Kriegsbeginn erlebten.

„Es wirkte noch alles recht normal, aber ich hatte das Gefühl, wir verschwinden noch gerade rechtzeitig“, sagt der Bremer Menschenrechtler Markus Saxinger, der eine knappe Woche unterwegs war. Winkler war gar dreieinhalb Wochen durch Türkisch-Kurdistan gereist.

In Kiziltepe in der Südost-Türkei hatten Saxinger und Winkler am 21. März – einen Tag nach Kriegsbeginn – das kurdische Neujahrsfest Newroz gefeiert. Ursprünglich hatte Winkler mit anderen Frauen nach Silopi an der irakischen Grenze fahren wollen, um dort zu feiern. Daraus aber wurde nichts, denn das türkische Militär ließ sie nicht durch. „Die wollen nach Silopi, die müssen verrückt sein“, hätten die Soldaten gesagt.

Also fuhr auch Winkler wieder zurück nach Kiziltepe. Die Stimmung auf dem Fest sei trotz des Krieges gut gewesen, sagt die 35-Jährige, trotz des Zaunes rund um das Festgelände, vor dem diejenigen warten mussten, die keinen Personalausweis vorweisen konnten. Trotz der zahlreichen Polizisten, die mit Maschinengewehren auf den Dächern patrouilliert und auf dem Festgelände darüber gewacht hätten, dass keine kurdischen Flaggen geschwenkt wurden. Als eine deutsche Mitreisende Winklers vom Podium eine Friedensbotschaft verkünden wollte, sei ihr von der Polizei das Mikrofon abgestellt worden, erzählt Winkler.

Und der 29-jährige Saxinger sagt: „Ich habe einen Polizeistaat aus der Nähe kennen gelernt.“ So wären ihre Busfahrer mehrfach von der Polizei eingeschüchtert worden und auf dem Rückflug seien in Istanbul zwei junge Frauen aus dem Flugzeug geholt worden, weil sie angeblich eine Bombe dabeigehabt hätten. Saxinger vermutet, dass sie verhaftet werden sollten, weil sie für einen kurdischen Privatsender im Ausland arbeiten. Die beiden Frauen hätten Glück gehabt, weil das ganze Flugzeug voller Menschenrechtsbeobachter gewesen sei, die sich für die Frauen eingesetzt hätten, sagt Saxinger. „Es war ein enormes Erfolgserlebnis zu erfahren, dass sie wieder frei waren.“ eib