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: Mieter als Lärmschutz

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

Wohnen muss sich lohnen – fragt sich nur für wen. Derzeit ist ein Knüller-Schnäppchen im Angebot, nach dem sich junge Familien und erfahrene Geldanleger die Finger lecken sollen: „Wohnen im Park – Grüne Lage im Herzen des Veedels – Baubeginn schon im Februar“. Und der erste Spaten dafür ist vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Klipper schon gestochen worden. Tatort: Köln Nippes, Ecke Niehlerstraße/Gürteltrasse. Anbieter ist SK CORPUS, der Immobilienmakler der Stadtsparkasse Köln.

Dieses leckere Angebot fand vor zwei Wochen schon in anderem Zusammenhang Erwähnung – beim Planfeststellungsverfahren zum Ausbau des Niehler Gürtel. Da erklärte die Kölner Tiefbauverwaltung, dass genau an dieser Stelle wegen der neuen Wohnungen kein Platz für eine Lärmschutzwand sei. Lärmschutz für die Nachbarschaft wären dafür diese neuen Häuser selbst.

Wie bitte? Das neue Wohnen im Grünen ist schon eingeplant als Lärmschutzwall gegen einen Krach, der nach eigenen Angaben der Stadtverwaltung an dieser Stelle um die 75 db(A) liegt, also prima Autobahnakustik vermittelt. Menschen, die ihr Erspartes investieren, um im Grünen zu wohnen, sollen sich als humaner Lärmschutz opfern und als menschliche Ohropaxe ihr künftiges Dasein in Nippes genießen! Märtyrermäßige Angebote, die leider im Prospekt der SK CORPUS viel zu wenig Erwähnung gefunden haben. Eigentlich gar keine.

Auch CDU-Mann Klipper hat das beim Spatenstich verschwiegen. Aber warum? Denn auch Verschweigen schützt vor Strafe nicht, wie jeder im Strafgesetzbuch nachlesen kann. Dort heißt es im§ 264a (Kapitalanlagebetrug): „Wer im Zusammenhang mit dem Vertrieb von Anteilen, die eine Beteiligung an dem Ergebnis eines Unternehmens gewähren sollen, in Prospekten oder in Darstellungen oder Übersichten über den Vermögensstand hinsichtlich der für die Entscheidung über den Erwerb oder die Erhöhung erheblichen Umstände gegenüber einem größeren Kreis von Personen unrichtige vorteilhafte Angaben macht oder nachteilige Tatsachen verschweigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“

Jetzt hat SK CORPUS die Auswahl: Entweder man verarscht die Kundschaft weiter und hat dann den Prozess am Hals. Oder man sorgt dafür, dass der idiotische Gürtelausbau unterbleibt und kann seine Versprechungen einhalten.