Dialog auf dünnem Eis

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, warnt davor, mit dem Kopftuchverbot, die Auseinandersetzung mit Muslimen zu erschweren

Bremen epd/taz ■ Zu einem Dialog mit dem Islam gibt es nach Auffassung der Grünen Bundesintegrationsbeauftragten Marieluise Beck keine Alternative. Auch bei den ungeklärten Strukturen muslimischer Organisationen wie der umstrittenen Milli Görüs, müsse man „ein politisches Risiko eingehen“, um das Gespräch aufrecht zu erhalten, sagte Beck am Donnerstag bei einer öffentlichen Diskussion in der Arbeitnehmerkammer über Konflikte in Zuwanderungsgesellschaften.

Ein „Koordinatensystem der Ächtung“ muslimischer Gesprächspartner sei nicht einfach aufzustellen, so Beck. „Wir wissen einfach zu wenig über die verzweigten Strukturen islamischer Vereinigungen.“ Zur Kopftuch-Debatte sagte die Bremer Bundestagsabgeordnete, sie befürchte, dass ein Verbot mehr Wege zur Integration verschließe als öffne.

Der Dialog mit Muslimen befinde sich wegen des Kopftuch-Streits „auf dünnem Eis“, sagte der Religionsbeauftragte des Bremer Senats, Helmut Hafner. Pauschale Verurteilungen des Islam führten dazu, dass Gesprächspartner verloren gingen. „Wir müssen genau hinsehen und ohne Tabus eine Politik betreiben, die offen und klar mit allen spricht, die mit uns sprechen wollen“, sagte der Referent von Bürgermeister und Kirchensenator Henning Scherf (SPD).

Auch der leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche, Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz, hält einen breiten Dialog über das Kopftuchverbot für notwendig. So könne man in Ruhe und Gelassenheit nach einer Lösung suchen, „die dem freiheitlichen Geist unseres Stadtstaates entspricht“, sagte er. Allerdings bekräftigte von Zobeltitz seine Position, dass eine beamtete Lehrerin „um des Schulfriedens willen“ im Unterricht auf das Tragen eines Kopftuches verzichten sollte.

Die Regierungen in Niedersachsen und Baden-Württemberg haben bereits Gesetzentwürfe über ein Verbot vorgelegt. Danach soll das Tragen des Kopftuchs in Schulen verboten, Kruzifixe und der Habitat der Nonnen aber ausdrücklich erlaubt sein. In Bremen hat sich die CDU mit einen ähnlichen Entwurf vorgewagt. Begründet wird die Unterscheidung damit, dass das Kopftuch ein politisches Symbol, die christlichen Symbole ausschließlich religiös motiviert seien (taz berichtete). Unter Verfassungsexperten ist umstritten, ob das Gesetz dem im Grundgesetz verankerten Recht auf Religionsfreiheit widerspricht.

In Bremen wird die öffentliche Debatte fortgesetzt. Die Hamburger Islamwissenschaftlerin Muna Tatari und der katholische Ökumenereferent Andreas Renz diskutieren das Thema am 17. Februar ab 19 Uhr im „Katholischen Forum“. eib