tempodrom
: Es wird eng für Peter Strieder

Peter Strieder ist schuld. Das scheint mittlerweile ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Auch dann, wenn Strieder ausnahmsweise nicht schuld ist, so wie bei jenem „faulen Kredit“ fürs Tempodrom, den nun der Tagesspiegel ausgegraben haben will. Nicht Strieder saß im Aufsichtsrat der Landesbank Berlin, als der Kredit vergeben wurde, es waren die CDU-Senatoren Wolfgang Branoner und Peter Kurth.

KOMMENTAR VON UWE RADA

Selbst die Tatsache, dass die damalige Tempodrom-Chefin Irene Moessinger zusammen mit einem Kompagnon für 20 Prozent der Kreditsumme selbst bürgte und das Land Berlin somit nur für 80 Prozent der Kreditsumme geradestehen müsste, ist nicht auf dem Mist Strieders gewachsen – auch wenn dort sonst viel Mist wächst. Schließlich sind solche Splittings nicht unüblich, auch wenn die öffentliche Hand als Hauptbürge weiß, dass beim Privatbürgen nichts zu holen ist.

Das Problem von Peter Strieder ist: Auch wenn er nicht schuld ist, selbst schuld ist er allemal. Daran nämlich, dass sich nun alle auf den ungeliebten SPD-Landeschef und Senator stürzen wie zuletzt auf SPD-General Olaf Scholz. Daran, dass, selbst wenn er einmal nicht seine Finger im Spiel hat, alle denken, er hätte sie doch im Spiel gehabt, wenn er nur gekonnt hätte.

Es wird also eng für Peter Strieder. Glaubt man einem RBB-Reporter, so hat er beim Dementi des jüngsten „Kugel-Zitats“ glattweg gelogen. Und dann sind da ja noch die Ermittlungen wegen eines weiteren Kredits an das Tempodrom, den Strieder zu einem Zeitpunkt eingefädelt haben soll, zu dem die Pleite längst offensichtlich war.

Nicht die Sorge, ob Strieder seinen Hut nehmen muss, sondern wann er das muss, scheint die Frage zu sein. Spätestens im Falle einer Anklageerhebung dürfte die Zeit gekommen sein. Ein Senator auf der Anklagebank, das wäre selbst der filzerprobten Berliner SPD zu viel. Wahrscheinlich wird es aber schon eher der Fall sein. Sollten sich die SPD-Genossen Andreas Matthae oder Michael Müller durchringen, für den Landesvorsitz zu kandidieren, dürften nicht nur Strieders Tage als SPD-Chef gezählt sein, sondern auch die als Supersenator. Schuld hin oder her.