Vergiss den Alltag

Arbeiten wie die Profis: „Kunstaussichten im April“ zeigt Undilettantisches von Amateuren

Eine junge Besucherin ist sichtlich beeindruckt: „Unglaublich, dass das alles Sachen von Leuten sind, die sowas in ihrer Freizeit machen.“ Wenn man sich ansehe, was mancher anerkannte Künstler doch „für ‘nen Schrott“ austelle...

So ging es nicht wenigen Besuchern der Ausstellung „Kunstaussichten im April“ im Bremer World Trade Center: Von einigen wenigen Ausrutschern abgesehen bewegen sich die Arbeiten auf sehr hohem Niveau. Es ist die erste zentrale Ausstellung des Studienprogramms „Gestaltende Kunst“. Die bietet das Zentrum für Weiterbildung der Hochschule Bremen seit 1999 an. An dem Programm kann jeder Interessierte teilnehmen. Künstlerische Vorerfahrung oder besondere Eignung sind nicht erforderlich.

Zu sehen gibt es Plastiken aus unterschiedlichen Materialien – vor allem Holz, aber auch Keramik und Draht mit Ton –, Zeichnungen, Gemälde, Computergrafiken und Collagen.

Qualitativ ganz vorne liegen zum Beispiel Skulpturen Manfred Pluskwas. Die kantigen Formen aus grob behauenem Holz wirken von weitem erst steif und starr, strahlen aber bei näherer Betrachtung eine ungeheure Lebendigkeit aus. Mit genauem Blick hat Pluskwa bei der Skulptur „Beziehungen“ die Körpersprache einer im Kreis versammelten Gruppe Menschen beobachtet und in eine abstrakte Formensprache übersetzt.

Eine sehr interessante Arbeit ist Regina Schulz‘ „Julia und Romeo II“: Zwei fast identische Computergrafiken werden gegeneinander gestellt. Welcher der beiden Prints – der eine blass und unscharf, der andere grell und kontrastreich – welchen der beiden Liebenden verkörpert, bleibt dem Betrachter überlassen. Genau wie die Frage, ob Kunst nun zur intensiven Auseinandersetzung anregen soll. Oder eher dazu, wie Hochschulrektor Elmar Schreiber den Sinn der Ausstellung definiert, „in die Kunstwerke einzutauchen, den Alltag zu vergessen und ein bisschen zu träumen“.

Till Stoppenhagen

Noch bis 29. April, Mo - Do 8 - 18 Uhr, Fr 8 - 17 Uhr in der Birkenstraße 15