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Archiv-Artikel

Spielarten des Temporären

Mit Gerhard Seyfried plaudern oder die Kinder zum Workshop mit „Sendung mit der Maus“-Mann Jochen Ehmann schicken – die Filmtage in OL machen‘s möglich

Aus-Zeit, verrückte Zeit, die Übergangszeit zwischen Kindheit und Jugend, die „Morgendämmerung“ in Osteuropa und die dunkle Zeit der Verfolgung Homosexueller während des Naziregimes – viele Spielarten des Temporären präsentieren die 10. Oldenburger Filmtage bis zum Sonntag im Kulturzentrum PFL. Der Titel des fünftägigen Filmmarathons: „Im Lauf der Zeit“.

Mit dem „Oldenburger Filmfestival“ will diese Veranstaltung nicht verwechselt werden: Beide Filmfeste existieren ganz unabhängig nebeneinander. Während das mit einem ungleich höheren Etat ausgestattete „Filmfestival“ amerikanische Independent-Produktionen und TV-Vorpremieren bevorzugt, setzen die jetzt stattfindenden „Filmtage“ auf Produktionen aus Ländern, die nicht zu den klassischen Filmnationen gehören.

Gezeigt werden also Filme aus Slowenien, Neuseeland, Argentinien, Gabun und so weiter.

Aus Namibia angereist ist die Filmemacherin Bridget Pickering, die in dem noch relativ jungen Filmland des südlichen Afrikas Aufbauarbeit leistet: Sie gründete 1992 zusammen mit Richard Pakleppa die On Land Productions, bildete namibische Mitarbeiter aus und realisierte seitdem zahlreiche sozialkritische Dokumentationen über Politik, Menschenrechte und die Situation afrikanischer Frauen.Ihre Dokumentationen und Spielfilme, die bereits auf den Filmfestivals von Rotterdam und Cannes gezeigt wurden, sind am Freitag, Samstag und Sonntag in Oldenburg zu sehen.

Dazu stellt der Cartoonist Gerhard Seyfried morgen um 20 Uhr seinen ersten Roman vor: „Herero“ erzählt die Geschichte des Landvermessers Carl Ettmann, den es aus dem wilhelminischen Berlin ins damalige Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) verschlägt, wo er 1904 den dramatischen Herero-Aufstand miterlebt.

Die Präsentation und Vernetzung von Filmemachern aus Norddeutschland ist ein zweiter Schwerpunkt der Veranstaltung. Heute Abend ab 19 Uhr werden im Regionalen Wettbewerb elf Filme aus der Weser-Ems-Region von ihren MacherInnen vorgestellt – zum Beispiel „Deutschland im Herbst 2001“ über die Graffitikultur und „Der Nachbar“ von Daniel K. Krause. Dessen Story: Ein verwirrter alter Mann irritiert seine Nachbarn mit hartnäckigen Selbstmordversuchen.

Der Musikclip „Steigen“ von Arkadiusz Branowski, Student der Uni Oldenburg, zeigt Bilder zur Musik der Einstürzenden Neubauten. Der Kurzfilm „Abrisskino“ dokumentiert die Verwandlung einer ehemaligen DB-Lagerhalle in ein provisorisches Kino. Das Publikum ermittelt den Gewinnerfilm, der mit 500 Euro dotierte Preis wird am Sonntag um 20 Uhr verliehen.

Für Kinder gibt‘s bei den Filmtagen nicht nur „Peterchens Mondfahrt“: Am Samstag erklärt Jochen Ehmann – Autor und Zeichner unter anderem für „Die Sendung mit der Maus“ – beim Trickfilmworkshop, wie gezeichnete Filme entstehen. Kids können dort ihren eigenen kleinen Trickfilm machen. Ein paar Plätze sind noch frei, Anmeldungen bis übermorgen!

Katharina Müller

Alle Filme im Kulturzentrum PFL, Peterstr. 3, Oldenburg. Regionaler Wettbewerb: heute ab 19 Uhr. Lesung Gerhard Seyfried: morgen 20 Uhr. Filme von Bridget Pickering: Freitag 20 Uhr, Samstag 18 Uhr, Sonntag 18 Uhr. Trickfilmworkshop für Kinder: Samstag 15 Uhr (Voranmeldung erforderlich).