Brandstiftung nicht ausgeschlossen

Der Brand im Jagdschloss Glienicke hinterlässt Schäden in Millionenhöhe. Eine Rekonstruktion des Weltkulturerbes ist fraglich. Die Feuerwehr: Es habe zu wenig Vorkehrungen für den Brandschutz gegeben. Sachschäden hätten verringert werden können

von LUCIA JAY

Die letzten Löschfahrzeuge sind gestern am frühen Morgen aus dem Glienicker Park abgerückt. Nun steht das Jagdschloss Glienicke nach dem großen Brand ohne Dach da. Lichterloh brannten am Montagnachmittag der rund 400 Quadratmeter große Dachstuhl eines Berliner Weltkulturerbes. Um 19.34 Uhr hatte die Feuerwehr die Flammen weitgehend unter Kontrolle, berichtet Matthias Waligora, Sprecher der Berliner Feuerwehr. An die 150 Feuerwehrmänner waren an dem Einsatz beteiligt.

Die Teilnehmer einer Tagung, die sich zur Zeit des Brandes im Erdgeschoss aufhielten, konnten in Ruhe das Gebäude verlassen. Verletzt wurde niemand. Waligora kritisiert, dass der Brand zu spät gemeldet wurde. Zudem sei das Jagdschloss unzureichend mit Brandschutzvorkehrungen ausgestattet. „Vor allem Rauchwarnmelder hätten den Rauch früher lokalisieren und die enormen Sachschäden verringern können.“ Durch die Großflächigkeit des Brandes war die Gefahr von versteckten Glutherden im Nachhinein groß, so die Berliner Feuerwehr.

Vonseiten des Branddezernats der Berliner Polizei gibt es noch keine Einschätzungen über die Schadenshöhe. Nicht nur die Flammen hätten die obere Etage des Schlosses zerstört. Auch das Löschwasser habe erheblichen Schaden in den historischen Sälen angerichtet, teilte der Sprecher Hansjörg Dräger mit. Für die Klärung der Brandursache sei es noch zu früh. „Die Brandausbruchsstelle wird schwer zu finden sein, da die Schäden erheblich sind.“ Erst dann könne aber der Frage nachgegangen werden, ob es sich eventuell um vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung handele, so Dräger. Vermutungen, technische Fehler bei zurzeit laufenden Bauarbeiten am Gebäude seien die Brandursache, wies Dräger als Spekulationen zurück. „Vielmehr wurden die ersten Flammen an einer anderen Stelle gesehen.“

Die vom Landesjugendamt eingerichtete Bildungsstätte im Jagdschloss Glienicke sieht sich nun gezwungen, zu improvisieren. Die Seminarräume, die vor allem sozialpädagogischen Fortbildungskursen dienen, können nicht mehr genutzt werden. Die Verwaltungsräume seien ebenfalls nicht zugänglich, alle zentralen Unterlagen verbrannt. „Wir müssen nun sehen, wo wir Ersatzräume finden können“, teilt die Leiterin des Landesjugendamtes, Ulrike Herpich-Behrens, mit. „Aber es ist machbar, die geplanten Tagungen durchzuführen.“

Ob das Jagdschloss Glienicke im alten Stil wieder aufgebaut wird, ist nicht klar. Ein Fachgutachten von Experten soll bewerten, wie viel von dem historischen Schloss wirklich zerstört wurde. Die Untersuchungen dienen dann als Grundlage für die Entscheidung zu einer möglichen Rekonstruktion, so Petra Reetz von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „In der Frage, ob ein rekonstruiertes Weltkulturerbe immer noch Weltkulturerbe ist, da scheiden sich die Geister“, gibt Reetz einen Vorgeschmack auf zukünftige Diskussionen um das Schloss – von der Kostenfrage ganz zu schweigen.