Finanzspritze für Freiwillige

Gestern gab die Kulturdeputation bekannt, wie sie die verbliebenen Gelder aus dem Topf mit Wettmitteln vergeben hat. Eines der Ergebnisse: Ab Herbst soll in Bremen die Möglichkeit eines „Freiwilligen kulturellen Jahres“ bestehen

Der Topf mit Wettmitteln ist die Finanz-Feuerwehr der Politiker, eines der wenigen Finanzierungsinstrumente, mit dem sich in harten Zeiten noch flexibel umgehen lässt. Wettmittel kommen aus den Einnahmen der zum Teil staatlichen „Toto und Lotto GmbH“, sie werden jährlich ausgeschüttet und dürfen nicht für Regel- oder Pflichtaufgaben des Staates verwendet werden. Der Kulturdeputation standen dieses Jahr 1,9 Millionen Euro zur Verfügung – der Großteil wurde Anfang Februar vergeben, die Schwerpunkte lagen bei der Förderung von Projekten in der Region, in Museen und in der freien Szene (die taz berichtete).

Rund 180.000 Euro hatte die Kulturdeputation der Flexibilität wegen zurückgehalten – trotzdem wollte man alle „offenen Fragen“ noch vor den Bürgerschaftswahlen im Mai klären, so CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Eckhoff. Zusammen mit Kulturdeputationssprecherin Carmen Emigholz (SPD) teilte er gestern mit, wie die verbliebenen 180.000 Euro verteilt werden.

Mit 30.000 Euro fördert die Kulturdeputation ein für Bremen neues Projekt: Spätestens ab 1. September soll es möglich sein, ein „Freiwilliges kulturelles Jahr“ abzuleisten – analog zum „Freiwilligen sozialen Jahr“. Insgesamt zehn Stellen sollen entstehen, profitieren sollen von den jungen und billigen Arbeitskräften laut Emigholz „Einrichtungen, die Personalnöte angemeldet haben.“ Die freiwilligen Kulturarbeiter sollen verstanden werden als „eine zusätzliche Möglichkeit. Wir werden da niemandem etwas aufdrücken.“ Bedenken, dass dadurch feste Stellen leichter eingespart werden könnten, sieht Emigholz nicht gerechtfertig: „Fachlich qualifizierte Arbeit können wir durch Freiwillige nicht hinkriegen.“

Gute Nachrichten gibt‘s für das Atelier Blaumeier: 20.000 Euro sollen in der finanziell kämpfenden Waller Institution „zusätzlich belebende Akzente stetzen.“ Ebenso aus der Bredouille hilft die Deputation der Bremer Musical Company (BMC): Die BMC musste in Folge der Pleite des Ticket-Vertreibers qivive ohne eigene Schuld rote Zahlen schreiben und darf sich über 30.000 Euro freuen, laut Eckhoff „eine quasi Rettungsbeihilfe“.

Der Gesellschaft für aktuelle Kunst (GAK) ist es gelungen, für ihr Projekt „Niemand ist eine Insel“ 200.000 Euro von der Bundeskulturstiftung einzuwerben – was der GAK aber noch fehlt, seien Marketing-Mittel. Emigholz: „Wir stellen 10.000 Euro bereit, damit sie dieses Projekt bewerben können.“ Weitere Wettmittel-Empfänger sind: die Bremer Shakespeare Company (BSC) mit 30.000 Euro für die Produktion „Clowns and Crowns“ des BSC-Mitbegründers Chris Alexander, die Konzertreihe Roots-Night im Schlachthof mit 10.000 Euro, sowie das Brodelpott in Walle: 15.000 Euro erhält das Brodelpott für sein laufendes Programm, 5.000 Euro für die Anschaffung neuer Medien in der Bibliothek. kli