Schule: Lemke rückt zur CDU

Bremens Bildungssenator geht auf Distanz zum Wahlkampfziel der SPD

taz ■ Es muss ein langes Gespräch gewesen sein, in dem Bremens Bildungssenator Willi Lemke (SPD) der FAZ-Korrespondentin erzählt hat, was er in den letzten drei Jahren gemacht hat. Und irgendwann in dem Gespräch hat der Bildungssenator dann einen Gedanken geäußert, der gestern in der Bremischen Bürgerschaft Furore machte: „Jetzt ist die sechsjährige Grundschule keine hundertprozentige Forderung mehr von mir.“

Er habe die sechsjährige Grundschule vor einem Jahr gewollt, als er sich mit dem CDU-Vorsitzenden Bernd Neumann auf die Abschaffung der Orientierungsstufe geeinigt habe, sagte Lemke. Dies sei aber nur in einer Koalition mit den Grünen durchzusetzen. Und „seit dem Wahlsieg der Union in Niedersachsen“ bewerte er diese Frage anders. Lemkes Sorge jetzt: Gutverdienende Familien könnten ins nahe Niedersachsen auswandern, wo sie nach vier Jahren einen gymnasialen Bildungsweg vorfinden.

Seitdem er den Lemke-Satz gelesen habe, schwärmte CDU-Bildungspolitiker Claas Rohmeyer gestern in der Bürgerschaft, habe er „neues Vertrauen“ in den Bildungssenator. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Hövelmann, konnte sich indes nicht vorstellen, dass Lemke seine Äußerung so gemeint habe. „Wir sind fest verabredet“, sagte sie. Und auch der Landesvorsitzende der SPD wolle die sechsjährige Grundschule durchsetzen – nach der Wahl: „Als einen ersten Schritt sollen die Kinder die ersten sechs Jahre zusammen in ihrem Klassenverband die Schule besuchen.“

„Sechsjährige Basisschule“ nennt die SPD ihr Modell, der Unterricht soll in den Gebäuden von Grundschule oder Sekundarstufe I stattfinden. „Ab Klassenstufe vier sollen verstärkt Lehrkräfte der Sekundarstufe I in die Klassenteams einbezogen werden“, heißt es im SPD-Wahlprogramm. kawe