Fallen Bomben bald auch hier?

Neuer Streit und zahlreiche Dementis um die Inbetriebnahme des Bombodroms in der Prignitz. Bürgerinitiative „Freie Heide“ mobilisiert zum Osterspaziergang am 20. April

Stell dir vor, alle sind für den Frieden, und in Wittstock fallen demnächst wieder Bomben. So oder so ähnlich lauten derzeit die Befürchtungen in der Prignitz. Die Bürgerinitiative „Freie Heide“ ruft deshalb auch dieses Jahr zum Osterspaziergang nach Wittstock auf, um den Bau des Bombenabwurfgeländes „Bombodrom“ zu verhindern.

Die Befürchtungen erhielten gestern neue Nahrung, nachdem der Tagesspiegel gemeldet hatte, bereits nach Ostern könnten die ersten Übungsbomben in der Ruppiner Heide fallen. Die in Cochem, Jever, Lechfeld und Nörvenich stationierten Jagdbombergeschwadern hätten von der Bundeswehr sogar schon bestimmte Termine bekommen.

Zwar war von der Bundeswehr dazu gestern ein Dementi zu hören. Doch dieses Dementi wurde zugleich wieder von Rainer Arnold, dem verteidigungspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, dementiert. „Es gibt keine neuen Argumente, Verteidigungsminister Peter Struck wird das in Kürze unterschreiben“, sagte Arnold.

Das wiederum wollte der grüne Verteidigungsexperte Winfried Nachtweih nicht auf sich sitzn lassen. Ein Ergebnis der Überprüfung stehe noch aus, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der grünen Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm. Man werde sich weiter für eine zivile Nutzung der Region einsetzen.

Hintergrund des neu aufgeflammten Streits um die Wiederinbetriebnahme des nach der Wende stillgelegten Bombenabwurfgeländes ist ein Passus in der rot-grünen Koalitionsvereinbarung, in dem vor einer möglichen Wiederinbetriebnahme eine erneute Prüfung des Bedarfs vereinbart wurde. Während Nachtweih gestern mahnte, mit dieser Überprüfung endlich zu beginnen, sieht Struck dafür offenbar keinen Bedarf mehr.

Die Bewohner der Prignitz jedenfalls sind aufgeschreckt. „Wir wissen, dass das Verteidigungsministerium die baldige Inbetriebnahme plant, nur der Termin ist offenbar noch nicht festgelegt“, sagt der Sprecher der BI „Freie Heide“, Benedikt Schirge. Für Schirge ist das ein Unding: „Während sich die rot-grüne Regierung außenpolitisch friedfertig gibt, versucht man innenpolitisch Rüstungsprojekte wie das Bombodrom durchzusetzen.“

Dass der neuerliche Druck der Bundeswehr auch militärisch mit dem Irakkrieg zusammenhänge, glaubt Schirge indessen nicht. Die Auslandsübungsflüge der Bundeswehr würden nur zu einem geringen Teil in den Vereinigten Staaten stattfinden. Der größte Teil fliege über Mexiko und Kanada. UWE RADA

Der Osterspaziergang unter dem Motto „Der Frieden braucht kein Bombodrom“ findet am 20. April um 14 Uhr in Fretzdorf statt