Neuer Herr der Arbeitsämter abgesegnet

Lob von allen Seiten umspült Florian Gersters Nachfolger, Frank-Jürgen Weise. Das CDU-Mitglied, bislang Vizechef der Bundesagentur für Arbeit, soll den Umbau der Riesenbehörde in Gersters Sinne fortsetzen – aber ohne Negativ-Schlagzeilen

VON COSIMA SCHMITT

Nun ist offiziell, was die meisten ahnten: Frank-Jürgen Weise wird der neue Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA). Der BA-Verwaltungsrat sprach sich gestern einmütig für Weise als Nachfolger Florian Gersters aus. Am Nachmittag stimmte auch die Bundesregierung zu.

Lob allüberall – das war die Stimmung nach der Wahl. „Sehr erfreulich“ nannte Ursula Engelen-Kefer, Vorsitzende des Gremiums, das Abstimmungsergebnis. Weise sei kompetent und verkörpere den Umbau der Agentur. Und Peter Clever, Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat, betonte, Weise sei von Anfang an die erste Wahl gewesen. Nach Wochen des Personalgerangels könne man nun wieder Sachprobleme lösen. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte nichts einzuwenden: Weise sei „einer der tüchtigsten Leute“ für den Posten, sagte er am Freitag in Berlin.

Endgültig aber konnte über die Neubesetzung nur Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) entscheiden. Doch das galt als bloße Formalie. „Herr Weise ist die beste Wahl für eine der wichtigsten Aufgaben in Deutschland im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit“, sagte Clement dann auch erwartungsgemäß.

Weise (52) hat die BA kommissarisch geleitet, seit der der Verwaltungsrat vor zwei Wochen Florian Gerster das Vertrauen entzog. Er gilt als Fachmann, der Mitarbeiter führen kann. Er ist beliebt, gerade beim Verwaltungsrat. Es heißt, er hört hin, was Mitarbeiter in der Kaffeepause munkeln, verärgert sie nicht mit arroganten Gehabe, wie Florian Gerster es tat. Weise gelang es, selbst Menschen zu gewinnen, die ihm als CDU-Mitglied politisch nicht nahe stehen – zum Beispiel die DGB-Vize Engelen-Kefer.

Die Bundesregierung bestätigt Weise in der Erwartung, dass er fortsetzt, was sein Exchef begann. Der Umbau der Behörde, für die bundesweit 90.000 Menschen arbeiten, ist längst nicht abgeschlossen. Auch die Umgestaltung der Arbeitsmarktpolitik steht in großen Teilen noch auf dem Papier. 2005 sollen alle Reformprojekte umgesetzt sein. Weise soll im Stillen wirken, gründlich reformieren – und die Bundesagentur aus den Negativ-Schlagzeilen herausführen.

Gerster und Weise kennen sich, seit sie gemeinsam bei der Bundeswehr dienten. Weise studierte BWL, arbeitete zuletzt als Vorstandschef des Logistik-Dienstleisters Microlog Logistics. 2002 schlug ihn Gerster als seinen Stellvertreter vor.

Dass Weise gewann, ist also nicht überraschend – und doch sehr überraschend. Es ist bemerkenswert, dass der Vize tatsächlich Chef wird. Beide wurden für Beraterverträge verantwortlich gemacht, die zwar nicht der Grund für den Sturz Gersters, aber immerhin der Anlass gewesen waren.

Doch anders als Gerster stand Weise wegen der umstrittenen Millionenverträge mit externen Beratern nie im Zentrum der öffentlichen Kritik. Dabei hatte er im Unterschied zu Gerster als Finanzvorstand die meisten Verträge abgezeichnet. Das macht ihn angreifbar.

Auch sonst gilt: Weise tritt einen schweren Posten an. Chef der BA zu sein, ist kein Job, mit dem man sich derzeit profilieren könnte. Die Arbeitslosenzahlen werden weiter steigen, selbst Qualifizierte müssen weiter um Jobs bangen. Wenn die CDU mit ihrem Mitglied Weise Stimmen werben möchte, könnte das allenfalls langfristig gelingen: Falls der wirtschaftliche Aufschwung auch den Arbeitsmarkt entlastet – und kein neuer umstrittener Beratervertrag das Ansehen der Bundesagentur schädigt.

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