WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Sie war eine Muse der berühmten Sixties: Nico, als Christa Päffgen vor siebzig Jahren in Köln geboren und vor zwanzig Jahren an den Folgen eines Unfalls auf Ibiza gestorben, die als Sängerin von The Velvet Underground zu einer der wenigen weiblichen (und auch noch deutschen) Kultfiguren dieser Epoche wurde. Kölner Kriegskind, Nachkriegsmodel, heroinsüchtige Warhol-Muse, Mutter eines Sohns von Alain Delon: In Nicos Biografie brechen Widersprüche und Abgründe der Nachkriegszeit, der Revolte von 68 zwischen Todessehnsucht und Lebenshunger auf. Werner Fritsch hat darüber ein Stück geschrieben. „Nico. Sphinx aus Eis“, das Oliver Sturm jetzt in den Sophiensälen inszeniert, als Teil der Projektreihe „68/89.Kultur.Zeit.Geschichte“. Öffentliche Generalprobe am Donnerstag, die Premiere Freitag. Als hochkomplexes weibliches Wesen hatte Lewis Caroll auch seine Romanfigur „Alice in Wonderland“ konzipiert. Katja Hensel hat den Roman zum Stück für Kinder und Erwachsene umgebaut, das Sarah Jasinszczak mit dem DT-Jugendclub und Kindern der Grundschule am Mauerpark in der DT-Box inszenierte, wo „Alice (in der Box)“ ab Samstag zu sehen ist. Im bat, also der Studiobühne der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst, zeigen Studierende des dritten Studienjahrs die Komödie des Rokoko-Dramatikers Piere Carlet de Marivaux „Verführbarkeit auf beiden Seiten“, eine Angelegenheit, die nicht nur im vorrevolutionären Frankreich für Erschütterung des Klassensystems sorgte. Das Hexenkessel Hoftheater eröffnet zum Wochenende außerdem mit der Märchenhütte auf dem Bunkerdach im Monbijoupark sein Winterquartier. Jan Zimmermann inszeniert dort zum Auftakt eine Märchenstunde der besonderen Art. Während man noch bei Keks und Kerzenschein den alten Geschichten zuhört, werden sie plötzlich Wirklichkeit.

„Nico. Sphinx aus Eis“: Sophiensaele, ab Do.

„Alice (in der Box)“: DT-Box, ab Sa.

„Verführbarkeit auf beiden Seiten“: Bat, Sa. + So.

Hexenkesselhoftheater Märchenhütte, ab Fr.