Türkei wird Nachschubbasis

Türkei ist um Schadensbegrenzung bemüht und sichert US-Außenminister Unterstützung der US-Armee zu. Blair distanziert sich mit Blick auf Iran und Syrien von US-Verteidigungsminister Rumsfeld

ISTANBUL/BERLIN taz/dpa ■ Nach Gesprächen von US-Außenminister Powell mit der türkischen Führung hat die Regierung in Ankara sich zu weiterer Unterstützung der US-Streitkräfte im Irak bereit erklärt. Dazu gehört insbesondere die Öffnung des türkisch-irakischen Grenzübergangs für Nachschub an Lebensmitteln, Treibstoff und humanitären Gütern. Zudem bekräftigte die Türkei nochmals ihre Bereitschaft, ihre grenznahen Flughäfen für den Transport verwundeter US-Soldaten zu öffnen.

Powell, der von Staatspräsident Sezer über Ministerpräsident Erdogan bis zu Generalstabschef Özkök die gesamte türkische Führungsspitze traf, bemühte sich in der abschließenden Pressekonferenz mit seinem Kollegen Abdullah Gül sichtlich, die Spannungen zwischen den beiden Nato-Partnern herunterzureden. Nicht nur die US-Administration, auch die türkische Regierung sei über den Beschluss des Parlaments, keine US-Truppenstationierung zuzulassen, bestürzt gewesen. Man werde nun gemeinsam versuchen, das Beste daraus zu machen.

Auf die Türkei komme eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau eines „befreiten, demokratischen Irak“ zu, nicht nur im unmittelbaren Engagement, sondern auch als demokratisches Vorbild in der Region, so Powell weiter. In der Frage eines umstrittenen Einmarschs türkischer Truppen betonte Powell erneut, man habe im Nordirak alles unter Kontrolle, für eine Intervention der Türkei bestehe keinerlei Notwendigkeit.

Der britische Premier Tony Blair hat seine Position im Irakkrieg erstmals von der des US-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld abgegrenzt. Er stellte gestern im Unterhaus klar, dass Großbritannien „absolut keine Pläne“ für eine Invasion in Iran oder in Syrien habe. Außenminister Jack Straw versicherte ebenfalls: „Mit so einer Herangehensweise würden wir in keiner Weise etwas zu tun haben wollen.“ Iran sei eine „erwachende Demokratie“, auch Syrien könne nicht mit dem Irak verglichen werden. Großbritannien unterhalte zu beiden Ländern Beziehungen und habe hart an deren Verbesserung gearbeitet. Straw bestritt zugleich, dass die USA einen Krieg gegen eines der beiden Länder planten. Rumsfeld hatte Syrien vorgeworfen, dem Irak militärische Ausrüstung zu liefern. „Wir betrachten dies als einen feindlichen Akt und werden die syrische Regierung zur Rechenschaft ziehen“, sagte er dazu.

Bundesaußenminister Joschka Fischer empfing gestern Abend in Berlin seinen britischen Kollegen Straw. Das Treffen sei vertraulich, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Es fand kurz vor den heute anstehenden Gesprächen von US-Außenminister Powell mit Nato- und EU-Kollegen in Brüssel statt.

JÜRGEN GOTTSCHLICH/CA