Kein Oscar

Amtsgericht verurteilt 51-Jährigen zu Bewährungsstrafe, der sich mit Lügengeschichten Geld erschwindelt hatte

Er ist nicht der Junkie, wie man ihn vom Sehen kennt. Deshalb hat sein Trick so gut geklappt. Karl M. ist gelernter Schauspieler. Er hat ein gepflegtes Äußeres, drückt sich gut aus, mit einer dunklen Stimme, die gefällt. Fünf PassantInnen waren auf ihn hereingefallen, als er sie am Hauptbahnhof mit Geschichten über eine angebliche Notlage um Geld gebeten hatte. Gestern verurteilte ihn das Amtsgericht wegen Betruges zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten auf Bewährung.

20 Jahre lang war Karl M. bei verschiedenen Theatern beschäftigt, dann bekam er Probleme mit Alkohol. Das Risiko für die Theater wurde zu groß, seine Engagements wurden weniger. Er griff zu anderen Drogen, „um nicht auf der Bühne zu lallen“, wie er sagt. Irgendwann nahm er Heroin, Kokain, „alles“. Dafür brauchte er Geld, das besorgte er sich irgendwann am Hauptbahnhof. Ihm sei das Portemonnaie gestohlen worden, gaukelte der 51-Jährige PassantInnen zumeist vor und versprach, das geliehene Geld zurückzuzahlen. Fünf Menschen, von denen er sich zusammen 177 Euro ergaunert hatte, haben ihn angezeigt. Insgesamt über 20 Mal, hatte er vor der Polizei eingeräumt, habe er sich so Geld erschwindelt.

„Die Hilfsbereitschaft von Menschen auszunutzen, hat eine andere Qualität, als im Laden zu klauen“, hielt der Richter ihm vor. „Die werden das nächste Mal das Portemonnaie zulassen, auch wenn wirklich jemand Bedürftiges vor ihnen steht.“ Und, um im Metier des Angeklagten zu sprechen: „Das war keine oscarreife Leistung.“ Elke Spanner