Banale Party mit bösen Pointen

Das diesjährige Bühnenprogramm von „fatal banal“ besticht trotz mancher Längen mit Gags über das alternativ-kölsche Milieu und lustigen Parodien. Bei der Premiere war das Publikum begeistert

VON JÜRGEN SCHÖN

Wenn „die Mutter von Schantall“ auf die Bühne kommt, weiß das Publikum: Jetzt geht‘s rund. Die Prolo-Frau erklärt die Welt – in diesem Jahr die Tücken der Videoprogrammierung und die TV-Gerichtsshows als Schule fürs Leben. „Die Mutter von Schantall“ ist auch dieses Jahr wieder ein Höhepunkt der „fatal banal“-Karnevalssitzung, deren 13. Auflage am Freitag Premiere hatte und begeistert gefeiert wurde.

Ein Besuch bei „fatal banal“ ist wie der Besuch bei guten Freunden. Der kleine Saal im Bürgerzentrum Ehrenfeld erlaubt die Tuchfühlung zwischen den knapp 200 Zuschauern und den zehn Akteuren auf der Bühne, die Wartezeiten an der Garderobe und vor den Toiletten sind kurz, der Preis für ein gut gekühltes Kölsch – 2 Euro für 0,3 Liter – ist ausgesprochen zivil.

Party ist angesagt. Oder ein bisschen Kindergeburtstag, zu dem die Gastgeber fetzige Livemusik („Die Trauzeugen“) anbieten und ein Dutzend kabarettistische Sketche einstudiert haben. Mal gute, mal weniger gute. In diesem Jahr nicht ganz so gute wie 2003. Vor allem die erste Halbzeit zieht sich etwas zäh hin. Und für das gesamte 3-Stunden-Netto-Programm gilt: Manche Nummer ist bloß eine Aneinanderreihung gespielter Witze.

Vor allem ist „fatal banal“ wenig politisch. Aktuelle Themen? Mangelware. Zu den Ausnahmen gehört ein Kasperletheater, bei dem Arafat und Scharon vor dem Richter stehen. Der erkennt eine sadomasochistische Beziehung und verurteilt beide zum lebenslänglichen Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft. Nicht ohne Witz auch das Brainstorming bei der Deutschen Bahn: „Wir halten unsere Verspätungen ein!“ oder „Bei uns bleiben Sie immer auf der Strecke!“ – die Slogans sollte man sich merken.

Andererseits ist es nicht ohne Reiz, welche ungeahnten Aspekte die alternativen Karnevalisten auch in überholten Themen entdecken. „Frauen in der Bundeswehr“ – wer regt sich heute noch darüber auf? Sonnenbaden auf dem Panzer, Maniküre beim Manöver – naja. Aber wenn die Parole „Schießen lernen – Freunde treffen“ durch einen tödlichen Schuss Wirklichkeit wird, ist das eine bitterböse Pointe. Oder wenn sich mal eine Frau einen Mann aus einem Katalog bestellt, ist das durchaus witzig – wäre der Schlussgag nicht absehbar.

Doch gibt es genug Trüffel, die über die Längen hinwegtrösten. Etwa die liebevolle Parodie auf Klaus den Geiger, schließlich das Sangesduo der zwei Ausländer, die die Integration über den Karneval suchen. Hier blitzt die Tragödie in der Komödie auf – und das macht „fatal banal“ auch in diesem Jahr sehenswert.

Nächste Vorstellung: Dienstag,10. Februar, BüZe Ehrenfeld, Venloer Str. 429, Infos und Karten unter www.fatalbanal.de