Besser witzlos

Musikalisch überzeugend, humoristisch am Rande des Machbaren: Rainer Bielfeldt spielt im Jungen Theater

Auf glamouröse Äußerlichkeiten verzichtet Rainer Bielfeldt gerne. Die Bühnengarderobe des Berliner Chansonniers besteht aus verwaschenen Jeans, Turnschuhen und einem schlichten Hemd. Die bis auf das Keyboard leere Bühne des Jungen Theaters ist lediglich mit einem drapierten Laken dekoriert.

Die Beleuchtung wird behutsam und wirkungsvoll eingesetzt. Mit großem Feingefühl unterstreicht sie die Dramaturgie der Chansons. Die Ausklänge der Stücke werden mit langsamen Abblenden untermalt, der letzte Ton verhallt immer in völliger Dunkelheit.

Die unauffällige Eleganz, die Bielfeldt hier ohne großen Aufwand inszeniert, gelingt ihm – der Mann ist schließlich gebürtiger Hamburger – mühelos. Ein erfrischender Kontrapunkt zum schwelgerischen Pathos seiner Chansons.

Stets hat der jungenhafte, schüchterne 38-Jährige jedoch genug Fingerspitzengefühl, um zu wissen, wie sehr er dieses Pathos auf die Spitze treiben darf.

Seine Witze gelingen dagegen nicht immer so treffsicher. Anfangs war das Bemühen stereotyper Schwulen-Klischees der Marke „der Kapitän setzt das große Segel, im Hafen platzt der Pegel“ noch als ironisches Spiel lesbar. Bei seinem Fußball-Chanson zerstreut sich diese Hoffnung jedoch schnell wieder: Da erschöpft sich Bielfeldts Feinsinn in Zeilen wie „trifft er wieder mal die Latte“ und „ich will dir gern ans Leder“. Und auch der Gag mit den Ergebnissen einer Internet-Übersetzungsmaschine wird nach dem zweiten Mal nicht unbedingt besser.

Selbst wenn man Bielfeldt seine schönen Songs, sein sympathisches Auftreten und eine Reihe gelungenerer Texte zugute hält: Solche Platitüden hinterlassen am Ende einen ziemlich schalen Nachgeschmack.

Till Stoppenhagen

Junges Theater, Fr 4. April, Sa 5. April, jeweils 20.30 Uhr