die anderen über prüderie und naivität:
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Der Wiener Kurier meint zur Einführung einer Selbstzensur der US-Medien: Die Grammy-Auszeichnungen sind eine Feierstunde für das amerikanische Fernsehen. An diesem Sonntag haben jedoch viele Sender Angst vor der Liveübertragung. Ihre Sorge: dass wieder eine Sängerin eine nackte Brust zeigt, wie Janet Jackson beim Football-Finale. Der Sender ABC hat schon angekündigt, solche Shows um einige Sekunden zeitversetzt auszustrahlen. Dass eine Amerikanerin eine Millionen-Klage eingereicht hat, weil sie Janet Jacksons Brust sehen musste, wirkt aus europäischer Sicht recht lächerlich. Dass die TV-Sender sofort die Schere im Kopf haben, ist medienpolitisch gefährlich.

Zur britischen Irak-Untersuchung schreibt The Independent on Sunday aus London: Tony Blair ist vor dem Irakkrieg entweder einer Fehleinschätzung erlegen oder ist mit der Wahrheit sparsam umgegangen. Wenn er die Geheimdienstberichte über Saddams Waffen geglaubt hat, war er naiv. Ein naiver Premierminister ist beunruhigend, aber die Alternative ist schlimmer. Die vergangene Woche aus der Taufe gehobene Untersuchung zu den Geheimdienstinformationen wird nicht viel herausfinden. Sie gibt es nur, weil US-Präsident Bush zuvor schon einer solchen Untersuchung zugestimmt hatte. Blair hat keine andere Wahl, als nach Amerikas Pfeife zu tanzen.